Burmesisches Märchen

Fräulein Maus war so hübsch, dass seine Mutter und sein Vater beschlossen, es nur dem mächtigsten Geschöpf auf Erden zu vermählen. So machten sie sich auf die Suche nach einem Ehemann für ihre Tochter.
Zuerst gingen sie zum Sonnenschein. „Sonnenschein“, baten sie, „bitte heirate unsere hübsche Tochter!“
Der Sonnenschein sagte, er wäre sehr glücklich, das hübsche Fräulein Maus zur Frau zu bekommen.
Da der Sonnenschein so schnell bereit war, ihre Tochter zu heiraten, überlegten Herr und Frau Maus, ob sie nicht einen Fehler gemacht hätten. „Bist du tatsächlich das mächtigste Geschöpf der Welt?“ wollten sie wissen.
„Ich? Nein!“ antwortete der Sonnenschein. „Der Regen ist mächtiger als ich, denn wenn es regnet, werde ich vom Himmel fortgetrieben.“
„Tut uns leid“, sagten Herr und Frau Maus, „aber wir wünschen unsere Tochter mit dem mächtigsten Geschöpf zu verheiraten.“
Sie gingen zum Regen. Aber der Regen behauptete, der Wind sei stärker als er, denn Regenwolken würden immer vom Wind umhergetrieben.
„Tut uns leid“, beteuerten Herr und Frau Maus, „aber wir wünschen unsere Tochter mit dem mächtigsten Geschöpf zu verheiraten.“
Sie gingen zum Wind „der versprach gerne, ihre Tochter zu heiraten. Doch dann stellte sich heraus, dass auch er nicht das mächtigste Geschöpf war. Wie sehr er sich auch bemühte, er hätte doch nicht den Berg wegblasen können, der ihm im Wege stand.
Herr und Frau Maus lehnten ab: „Tut uns leid“, und sie gingen zum Berg.
Aber der Berg sagte, er sei nicht das mächtigste Wesen der Welt. Der Stier käme jeden Abend, um seine Hörner an dem Berg zu schärfen; er breche dabei große Brocken Erdreich ab, und der Berg könne nichts tun, um das Schreckliche zu verhindern.
Also gingen Herr und Frau Maus zum Stier, der sehr bedauerte, sagen zu müssen, dass er nicht das mächtigste Geschöpf der Welt sei. Er müsse sich nach rechts und links drehen, wie der Strick es befehle.
Herr und Frau Maus gingen zum Strick. Der Strick war hocherfreut über die Idee, das hübsche Fräulein Maus zu heiraten; aber auch er musste anerkennen, dass es ein mächtigeres Wesen gäbe als ihn; nämlich den Mäuserich, der im Kuhstall wohne. Jede Nacht käme der Mäuserich, um an dem Strick zu nagen, und der Strick sei dagegen wehrlos.
Also wurde der Mäuserich, der im Kuhstall lebte, zum Bräutigam für Fräulein Maus auserkoren. Er war ein tüchtiger, hübscher Bursche, ein guter Ehemann für das schöne Fräulein Maus.

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