Vor langer Zeit, in einem abgelegenen Dorf, lebte ein einfacher Müller namens Jakob. Jakob hatte drei Söhne, aber sein Herz gehörte seinem jüngsten Sohn, einem freundlichen und klugen Jungen namens Leon.
Eines Tages, als Jakob im Wald Holz hackte, traf er auf eine alte Frau, die am Rand des Waldes saß. Sie war in Lumpen gehüllt und zitterte vor Kälte. Jakob war ein gutherziger Mann und bot der alten Frau seine Hilfe an.

„Mein lieber Müller“, sagte die alte Frau mit zittriger Stimme, „ich habe seit Tagen nichts gegessen und friere erbärmlich. Könntest du mir etwas zu essen und eine warme Decke geben?“

Jakob war gerührt von ihrem Elend und bot ihr sein Mittagessen an, das er in einem Korb dabei hatte. Er wickelte auch seine warme Decke um die Schultern der alten Frau.

Die alte Frau lächelte dankbar und sagte: „Für deine Güte werde ich dir einen Wunsch gewähren. Du kannst einen Wunsch frei äußern, und er wird in Erfüllung gehen.“

Jakob war erstaunt über das Angebot der alten Frau. Nach kurzem Nachdenken sagte er: „Ich wünsche mir, dass mein jüngster Sohn, Leon, ein kluger und weiser Mann wird, der den Menschen in unserem Dorf immer helfen kann.“

Die alte Frau nickte und sprach einen Zauber aus. Dann verschwand sie im Wald, als wäre sie nie dagewesen.

Die Jahre vergingen, und Leon wuchs heran. Er war ein außergewöhnlicher Junge, der stets nach Wissen und Weisheit suchte. Er half den Dorfbewohnern bei ihren Problemen und hörte ihren Sorgen aufmerksam zu.

Eines Tages wurde das Dorf von einer schrecklichen Dürre heimgesucht. Die Felder verdorrten, das Vieh hungerte, und die Menschen litten. Leon beschloss, dem Dorf zu helfen. Er ging tief in den Wald, wo er auf die gleiche alte Frau traf, die seinem Vater einst geholfen hatte.

„Große Frau des Waldes“, sagte Leon, „bitte gewähre mir den Wunsch, unserem Dorf Regen zu schicken und das Leid zu beenden.“

Die alte Frau lächelte und sagte: „Dein Wunsch wird erfüllt werden.“ Sie streckte ihre Arme aus, und plötzlich begann es zu regnen. Der ersehnte Regen fiel in Strömen, und das Dorf wurde gerettet.

Die Dorfbewohner staunten über Leons Weisheit und seine Gabe, ihre Probleme zu lösen. Sie erkannten, dass er ein außergewöhnlicher junger Mann war, und feierten ihn als ihren Helden.

So lebte Leon ein erfülltes Leben, half den Menschen in seinem Dorf und wurde bekannt für seine Güte und Weisheit, ganz so, wie es sein Vater, der Müller Jakob, einst gewünscht hatte. Und die Geschichte von Leons Wohlwollen und der alten Frau im Wald wurde von Generation zu Generation weitergegeben, als ein Märchen aus vergangenen Tagen, das die Herzen der Menschen erfreute.

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