Ein Jäger namens Kejan fand eines Tages in einer seiner Fallen einen wunderschönen Silberfuchs, der mit seinen Hinterläufen gefangen war. Er wollte ihn töten, aber da bat der Fuchs mit menschlicher Stimme:

„Lass mich leben, Jäger, es soll dein Schaden nicht sein. Ich werde dich reich belohnen.“

Als sich der Jäger von seiner Überraschung erholt hatte, meinte er:

„Womit könntest du mich schon belohnen, Fuchs? Den größten Lohn bekomme ich für dein silbernes Fell.“

„Da irrst du dich aber“, erwiderte der Fuchs. „Mein Fell bringt dir lange nicht soviel Nutzen wie dieser hölzerne Hut hier.“

Er fuhr sich mit der Pfote über die Brust und hielt dem Mann einen kleinen, spitzen hölzernen Hut hin.

„Er gehört dir, wenn du mir das Leben schenkst.“

,Was soll ich damit?‘ dachte der Jäger. ,Wenn es wenigstens ein richtiger Hut wäre und nicht so ein kleines Hütchen.‘ Aber zugleich überlegte er sich, dass ein Fuchs, der sprechen konnte, sicher kein gewöhnlicher Fuchs war.

,Ach was, auf ein Fell mehr oder weniger kommt es wirklich nicht an‘, sagte er sich schließlich, bückte sich und befreite den Fuchs vorsichtig aus dem Eisen.

„Du wirst es nicht bereuen“, sprach der Fuchs und reichte ihm den Hut. „Wenn du ihn aufhast, kann dir nie etwas zustoßen.“

,Er ist ja so klein, dass ich ihn gar nicht aufsetzen kann‘, wollte der Jäger erwidern, aber dann versuchte er es erst einmal, und siehe da, der Hut nahm genau die richtige Größe an und passte wie angegossen. Und als er ihn abnahm, wurde er wieder so klein wie zuvor.

„Sieh einer an“, murmelte Kejan überrascht. „Es scheint tatsächlich ein Zauberhut zu sein!“ Er wollte sich bei dem Fuchs bedanken, aber der war inzwischen spurlos verschwunden.

So machte er sich denn ohne Fell auf den Heimweg. Plötzlich wurde er von einem Schneesturm überrascht. Er konnte keinen Schritt weit sehen. Ein rasender Wind drückte ihn zu Boden, um ihn gleich darauf wieder hochzureißen‘ kurz, er trieb ihn vor sich her wie einen Schneeball. Der Jäger hatte bald die Orientierung verloren und bekam Angst, er würde nie mehr nach Hause finden und in den Schneemassen umkommen.

Da fiel ihm der Hut ein, den ihm der Fuchs geschenkt hatte. Er zog ihn hervor und setzte ihn auf, vorsorglich darauf bedacht, dass der Sturm ihn nicht wegriss‘ und siehe! der Hut bedeckte ihm nicht nur den Kopf, sondern wuchs derart, dass sich Kejan ganz darunter verstecken konnte. In dem Hut war es warm und trocken wie in einem Iglu, so warm und gemütlich, dass der Jäger auf der Stelle einschlief. Als er erwachte und die Hutkrempe ein wenig anhob, da sah er, dass der Sturm sich inzwischen gelegt hatte und die Sonne wieder schien. Der Fuchs hatte nicht übertrieben: Der Hut schützte ihn wirklich vor jeglicher Gefahr.

Seit der Zeit trug Kejan das Geschenk des Fuchses ständig bei sich. Einmal begab er sich mit seinem Bruder auf Robbenjagd. Das Jagdglück war ihnen hold, und sie erlegten einige besonders schöne Robben. Inzwischen aber war es spät geworden und höchste Zeit zurückzukehren, denn der Nordwind trieb immer mehr Schneemassen heran und es drohte Gefahr, dass diese ihnen den Rückweg versperren könnten. Dem Bruder, der weniger gefangen hatte und dessen Boot deshalb leichter und schneller war, gelang es, rechtzeitig hindurchzukommen und das Ufer zu erreichen, während Kejan mit seiner größeren Last viel langsamer vorankam und sich plötzlich vom Treibeis überholt sah.

Der Bruder am Ufer verlor den Kopf und rannte verzweifelt hin und her, weil er nicht wusste, wie er Kejan helfen sollte.

„Wirf mir den Riemen zu!“ schrie Kejan.

„Was für einen Riemen?“ antwortete der Bruder ratlos, aber dann fiel ihm ein, worum es ging, und er rannte zu seinem Kajak. Er zog zwei Riemenknäuel heraus, wie sie jeder Jäger bei sich führt, um daran die erlegten Robben ins Schlepptau zu nehmen. Er wollte die beiden Enden fest zusammenknüpfen, aber vor Kälte und Aufregung zitterten ihm die Hände derart, dass er keinen richtigen Knoten zustande bringen konnte. Schließlich aber gelang es doch. Mit der linken Hand hielt er das eine Knäuel fest, und mit der rechten warf er das andere dem Bruder zu. Das Riemenende klatschte auf das Wasser, und Kejan fischte es heraus und band es sich um den Arm.

„Zieh!“ rief er.

Der Bruder zog, was er nur konnte, und Kejans Boot näherte sich langsam dem Ufer. Indem aber verfing sich der Riemen an einer großen Eisscholle und rutschte darunter, und da der Bruder eifrig vom Ufer her weiterzog, fuhr auch das Kajak unter die Scholle.

,Wenn es mir nicht gelingt, ihn schnell wieder hervorzuziehen, ertrinkt Kejan‘, erschrak der Bruder.

Und er zog und zog, dass ihm der Schweiß übers Gesicht rann – doch alle Anstrengung blieb vergebens. Da ließ er das Seil kurz locker und zog es mit einem Ruck wieder an, um festzustellen, ob der Bruder nicht schon ertrunken war. Ein gleicher Ruck vom anderen Ende war die Antwort. Kejan lebte also noch. Wieder zog er aus Leibeskräften. Eine ganze Weile verging, und der Kajak steckte immer noch unter dem Eis. Aber die regelmäßigen Rucke spornten ihn immer von neuem an. So unglaublich es auch war, Kejan musste immer noch am Leben sein. Der Bruder machte weiter, bis es ihm schließlich doch gelang, das Boot unter dem Eis hervor wieder aufs Wasser zu ziehen.

Und was er da sah, verschlug ihm die Sprache. Kejan saß gesund und munter in seinem Kajak und rief ihm zu: „Zieh, Bruder, zieh, ich bin schon ganz durchgefroren!“

Was soll ich euch sagen? Kejan war nur dank des hölzernen Hütchens nicht ertrunken. Als er die tödliche Gefahr spürte, hatte er ihn schnell aufgesetzt, und der Hut war derart gewachsen, dass ausreichend Luft darunter war und Kejan die ganze Zeit, die er unter dem Eis war, atmen konnte.

Beide Brüder dachten voll Dankbarkeit an den Fuchs, der Kejan so reich belohnt hatte.

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