Indianermärchen
Es war einmal ein schwarzer Mann, der ritt bei Nacht zu einer Hütte am Rande der Sümpfe. Er war so hungrig, dass er bei sich selbst sprach: Wenn ich jetzt ein gutes Stück Schinken und eine Scheibe Speck hätte, würde ich jeden Preis dafür zahlen.
Da er solches dachte, kam ein gelbes Weib aus der Hütte hervor. Sie war rasch auf den Beinen, und ihre Augen sahen sanft und leuchtend aus.
Sie bat den Mann, ein Licht anzuzünden und zu ihr in die Hütte zu kommen, um dort etwas zu essen. Dem Mann war es recht, denn die Frau gefiel ihm.
Er folgte ihr in die Hütte, und sie gab ihm so viel zu essen, dass ihm schließlich das Fett von den Mundwinkeln herabtroff.
Darauf brachte sie ihm zu trinken, und es war nicht eine Flasche Whisky, die sie vor ihn hinstellte, sondern ein ganzes Fässchen. Er trank davon, und dann berührte sie ihn mit dem kleinen Finger am Handgelenk und sagte: »Essen soll der Mensch, trinken soll der Mensch, und was noch? «
Nun jeder weiß, was sonst noch Spaß macht, wenn es Nacht wird, und manchmal bei Tage auch, und dem schwarzen Mann war es auch nicht unbekannt, also legte er seine Kleider ab und tat mit ihr, wozu sie ihn eingeladen hatte.
Die gelbe Frau war immer bereit, für ihn zu kochen, ihn zu lieben und ihm zu dienen, und schließlich kam es dahin, dass, er sie heiratete.
Zuerst ging alles gut und recht, aber nach einiger Zeit bemerkte der Mann, dass sein Weib nie in der Hütte war, wenn er in der Nacht aufwachte.
Da entschloss er sich, der Sache auf den Grund zu gehen. Er legte sich eines Nachts in das große Vierpfostenbett in der Ecke des Zimmers und stellte sich schlafend. Als er zu schnarchen anfing, begann das Weib zu tanzen. Sie holte den großen Bratrost von der Wand, schüttete einige Kohlen darauf und zog ihr großes Spinnrad näher heran. Als die Kohlen zu glühen begannen, setzte sie sich nackt auf den Rost und streifte sich die Haut vom Leib. Sie riss ein paar Fetzen von ihrer Haut ab, spann daraus einen Faden und murmelte dazu:
Geh ab, meine Haut.
Spinnrad, Spinnrad
schnurre laut.
Den Faden knotete sie sich um den Hals. Die Haut schob sie unter das Bett und sagte:
»Dort bleibst du liegen. Dieser dumme Kerl schnarcht. Ich will ausgehen und mich vergnügen. «
Nach diesen Worten sprang sie aus dem Fenster und war verschwunden.
Kaum, dass sie fort war, da stieg der Mann aus dem Bett, zog die Haut hervor, rieb sie an der Innenseite mit Salz und Pfeffer ein und schob sie wieder an ihren Platz. Dann ging er hinaus, stellte sich vor die Tür und beobachtete durch das Schlüsselloch, was nun im Zimmer geschehen würde.
Es dauerte nicht lange, da kam das Hexenweib wieder. Sie lachte, zog die Haut unter dem Bett hervor und versuchte, sie sich über den Kopf zu streifen, so als wolle sie in ein Kleid schlüpfen. Doch das Lachen verging ihr schnell.
Sie spürte das Salz und den Pfeffer, und die scharfen Gewürze juckten und bissen sie so sehr auf dem Leib, dass sie zu jammern anfing.
Sie zerrte an der Haut und wollte sie wieder ausziehen, aber das gelang ihr nicht, und der Mann sah durch das Schlüsselloch, wie sie schließlich zu Boden stürzte und starb. Da wandte er sich um und ging fort. Als er aber nach hundert Schritten noch einmal zurückschaute, bemerkte er, wie eine gelbe Katze, die böse miaute, gerade in diesem Augenblick aus dem Schornstein der Hütte hervorgekrochen kam, in die Luft sprang und sich in gelben Rauch auflöste.
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