Zu Nürnberg ist es Brauch, jährlich wenigstens einmal das ganze Haus von oben bis unten zu reinigen, „stöbern“ wie die Nürnberger sagen. Das sollte nun auch in einem Hause der Laufergasse geschehen, während der Herr und die Frau auf einer Reise abwesend waren. Vorher hatten sie der Magd den Auftrag gegeben, alles fleißig zu stöbern bis auf eine Kammer unter der Stiege, die verschlossen bleiben sollte.
Als nun die Herrenleute abgereist waren, wurde die Magd von Neugier geplagt, was denn wohl in der Kammer sein könne, die sie nicht aufschließen durfte. Kaum war sie am Abend mit dem Stöbern fertig, ließ sie ihrem Verlangen freien Lauf. Die Kammertür war mit einem großen alten Schloss versperrt, auf dem drei weiße Kreuze mit Ölfarbe gemalt waren. Die Magd probierte nun alle Schlüssel, doch keiner wollte passen. Endlich fand sich noch ein ganz verrostetes Ding, womit sich das Schloss aufsperren ließ, so dass sie die Tür öffnen konnte.
Eine finstere Kammer voll Staub und Moder tat sich vor der Magd auf, so dass sie sich gar nicht hinein getraute. In der Mitte des Raumes lag ein großer grauer Pelz auf dem Boden. Während die neugierige Person verwundert darauf hinblickte, begann sich der Pelz plötzlich zu regen und wurde immer größer und größer, so dass das Mädchen, von Entsetzen gepackt, davonlief. Da ertönte hinter ihr ein schallendes Gelächter, das der zitternden Magd in alle Glieder fuhr.
Als die Herrschaft nach einiger Zeit wieder nach Hause kam, erzählte die Magd mit ängstlicher Stimme, was vorgefallen war. Da wurde der Herr zornig und jagte die Magd aus dem Dienst, denn sie hatte einem Geist die Freiheit gegeben, der vormals das Haus beunruhigt hatte und durch einen Geistlichen in die Kammer gebannt worden war. Nun trieb das Gespenst aufs Neue sein Unwesen im Hause und gab seine Schadenfreude allenthalben durch schallendes Gelächter zu erkennen.
Es währte viele Jahre, bis es glückte, den Hausgeist von der Laufergasse endgültig zu bannen.
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