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Die Geburt Jesu


Die Monate vergingen, es wurde Sommer und dann Herbst. Das Kind, das Maria trug, schlief in ihr und wuchs. Als der Winter kam, war Marias Leib schwer und von ihm erfüllt. Die Geburt des Kindes stand nahe bevor.

Da Judäa ein Teil des Römischen Reiches war unterlagen sie und Joseph dem römischen Gesetz. „Alle Männer und Frauen, die in diesem Land wohnen, müssen Steuern bezahlen“­, lautete der Erlass des Kaisers Augustus. „Eine Liste wird aufgestellt werden, in die der Name eines jeden Bürgers eingetragen wird. Der Kaiser wünscht, dass die gesamte Bevölkerung darin aufgeführt wird.“

Als König Herodes diese Anordnung erhielt, befahl er allen in seinem Reich, an ihren Geburtsort zurückzukehren und sich dort eintrag­en zu lassen. Da Joseph aus dem Geschlecht Davids stammte, musste er Nazareth, wo er wohnte und arbeitete, verlassen und sich nach Bethlehem begeben, das im Süden lag und über hundert Kilometer entfernt war.

Maria, seine Frau, musste sich ebenfalls dorthin begeben, obwohl sie tagtäglich mit der Geburt des Kindes rechnete. Gemeinsam machten sie sich mit ihrem Maultier auf den Weg durch die Berge nach Bethlehem. Es war Abend, als sie in die Stadt kamen, und sie versuchten, eine Unterkunft zu finden. Joseph aber war arm, und es war nicht leicht, eine einfache Herberge zu finden.

„Macht, dass ihr fortkommt“, sagten die auf der Straße. „Bethlehem ist voll von Fremden wie ihr, die überall aus dem Lande herkommen, um sich eintragen zu lassen.“ Sie warfen einen Blick auf Maria, die müde und erschöpft auf dem Maultier saß. „Los, geh“, sagten sie und drängten sie fort.

Die Nacht war angebrochen, und Joseph hüllte Maria in seinen Mantel und führte sie die Straße hinunter. Vor einem Haus blieb er stehen und klopfte an die Tür. Eine Frau kam an die Tür und öffnete sie einen Spalt. „Kein Zimmer frei“, sagte sie barsch und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu. Maria ließ sich sanft von dem Maultier, das ebenfalls müde war, herab. Sie gingen weiter, bis sie an ein Gasthaus kamen. Alle Fenster waren erleuchtet, und drinnen in den Räumen saßen Leute und aßen und tranken. Auf dem Hof standen Pferde, Kamele und Esel vor Krippen voller Futter. Joseph klopfte an die Tür. Der Wirt öffnete sie. „Kein Zimmer frei!“ rief er und winkte sie fort. Als sie gingen, fiel das Licht aus der Tür auf Maria. „Ihr könnt im Stall schlafen, wenn ihr wollt. Das Stroh ist frisch aufgeschüttet“, rief der Wirt ihnen nach.

Und so machte Maria sich in dem süß duftenden Heu ein Lager. Und dort brachte sie, von Ochsen und Eseln umgeben, ihren Sohn zur Welt. Sie wickelte ihn gut ein und legte ihn in eine mit Heu erfüllte Krippe. Sie nannte ihn Jesus, was „Gott ist der Retter“ bedeutet. In dieser Nacht wurde die Weissagung des Propheten Jesaja erfüllt:

„...denn uns ist ein Kind geboren; uns ist ein Sohn geschenkt;

und die Herrschaft wird er auf seinen Schultern tragen

und sein Name wird sein Herrlichkeit, Ratgeber, Friedensfürst, der Mächtige Gott, der Immerwährende Vater.“

Auf den Hügeln um Bethlehem waren Schaf­hirten draußen auf den Feldern, die in der Nacht ihre Herden hüteten. Plötzlich erschien ihnen ein Engel, und der Glanz Gottes umgab sie. Die Hirten erschraken, und das Licht blendete sie.

„Fürchtet euch nicht“, sagte der Engel zu ihnen. „Ich habe eine frohe Botschaft für euch - heute Nacht ist euch in Bethlehem, in der Stadt Davids, der Heiland geboren worden. Sein Name ist Christus, der Herr.“

Da verstärkte sich der Glanz des Lichtes, als wäre auf den Feldern heller Tag, und der Himmel war erfüllt von Engeln Gottes. Ihre Stimmen erhoben sich und wehten wie ein Wind über die Hügel und durch die Täler. sangen:

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“ Dann verklang der Gesang, das Licht erlosch allmählich, und die Schafhirten sagten zueinander:

„Kommt, gehen wir nach Bethlehem, um uns anzusehen, was dort Heiliges geschehen ist.“ Sie wanderten zur Stadt und kamen in den Stall, in dem Maria und Joseph nächtigten. Sie sahen das schlafende Kind in der Wiege und knieten sich hin und beteten zu ihm. Dann gingen sie hinaus und erzählten, was geschehen war, und alle Leute waren voller Staunen und Ehrfurcht. Maria aber bewegte die Worte der Engel im Herzen und dachte noch oft an sie, während Jesus aufwuchs.