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Die Bescherung


Der Weihnachtsmann putzte seine großen schwarzen Stiefel so blank, dass sich sein lächelndes Gesicht darin spiegelte. „Heiligabend muss ich sehr gut aussehen“, sagte der Weihnachtsmann. „Auch wenn ich am Weihnachtstag ganz mit Ruß beschmiert bin.“ Er zog sich die Stiefel und den roten Mantel an. „Los geht’s“, sagte er.

Herr Grün war sein Helfer. Er war groß und dünn und trug ein Gewand aus Stechpalmenblättern. Herr Grün suchte seinen Hut. Wo war der nur? Er hob Schneeflöckchen, die Katze, hoch. Da war sein Hut! Schnell bürstete er ihn und setzte ihn auf. „Los geht’s!“ sagte Herr Grün.

Draußen warfen die Rentiere die Köpfe hin und her und stampften mit den Hufen. Sie konnten es nicht erwarten! So aufregend war es in keiner anderen Nacht. Der Weihnachtsmann und Herr Grün beluden den Schlitten mit Spielzeug. Bald war der Schlitten vollgepackt. „Los geht’s!“ sagten alle.

Herr Grün saß neben dem Weihnachtsmann und sah auf die Karte. Endlich schüttelte der Weihnachtsmann die Zügel, und der Schlitten erhob sich in die Nacht. Es war Vollmond, die Sterne blinkten hell am Himmel. „Ein richtiger Heiligabend“, sagte der Weihnachtsmann. Die Rentiere nickten, und die Schlittenglöckchen klingelten in der eisigen Luft.

Bald erreichten sie das erste Haus. Der Weihnachtsmann kletterte den Schornstein hinunter. Er lass den Wunschzettel, der am Kamin hing. „Anna wünscht sich einen Teddy und eine Uhr“, rief er den Schacht hinauf. Herr Grün suchte in den Säcken und fand die richtigen Geschenke. Er reichte sie hinunter, und der Weihnachtsmann steckte alles in die Strümpfe.

Als der Weihnachtsmann Peters Schornstein hinabkletterte, fiel er in einen riesigen Sack, der vor den Kamin gespannt war. „Nanu!“ rief der Weihnachtsmann überrascht. Er strampelte sich frei und verwickelte sich dabei in die längste Wunschliste, die er je gesehen hatte. „Na, so ein gieriger Junge“, sagte er. „Wenn ich ihm alle Wünsche erfülle, bekommen andere Kinder gar nichts.“

„Gib mir mal den Sack“, sagte Herr Grün. Er fand ein Nähkästchen und machte sich ans Werk. Schnipp, schnapp, machte die Schere. Rein und raus ging die Nadel. Endlich hielt Herr Grün einen winzigen Strumpf hoch, den er aus dem riesigen Sack geschnitten hatte. „Der ist bestimmt gerade groß genug für ein einziges Geschenk“, sagte er.

Dann landete der Schlitten auf einem krummen Häuschen. Die Tür bog sich in eine Richtung, das Fenster in die andere. Sogar der Schornstein war verdreht, so wie ein Korkenzieher. Bevor der Weihnachtsmann hinunterging, holte er tief Luft. Doch schon bald steckte er fest. „Hilfe! Hilfe!“ schrie er.

Herr Grün zog. Die Rentiere zogen. Wie einen Korken zogen sie den Weihnachtsmann heraus. „Was sollen wir tun?“ fragte er. Herr Grün holte eine Angelrute vom Schlitten. Er warf die Schnur den Schornstein hinab, dann fischte er einen gelben Strumpf heraus. „Paul wünscht sich eine Uhr“, sagte Herr Grün. Der Weihnachtsmann füllte den Strumpf und ließ ihn hinunter.

Weiter ging es durch die Nacht, von einem Kamin zum nächsten, von Strumpf zu Strumpf. Endlich kamen sie zum letzten Haus. Da wohnten die Zwillinge Karin und Jan. Herr Grün suchte zwischen den Säcken. „Weihnachtsmann“, rief Herr Grün den Schornstein hinunter, „die Geschenke sind leider ausgegangen!“

Der Weihnachtsmann half suchen. „Das gibt es doch gar nicht!“ sagte er. „Dem Weihnachtsmann dürfen die Geschenke nicht ausgehen. Herr Grün, was sollen wir machen? Karin und Jan finden morgen nichts im Strumpf.“ Beide setzten sich auf das Dach und dachten angestrengt nach.

„Was wünschen sich die Zwillinge denn?“ fragte Herr Grün. Der Weihnachtsmann las den Wunschzettel und klatschte in die Hände. „Lesen Sie mal, Herr Grün!“ Herr Grün setzte sich die Brille auf. „Lieber Weihnachtsmann“, las er, „unser Vater hat einen Spielzeugladen, wir brauchen nichts. Aber dürfen wir bitte einmal mit dem Schlitten fahren? Von Karin und Jan.“

Das war ein Spaß für Karin und Jan! Sie hielten abwechselnd die Zügel und fuhren dreimal um die Stadt. Sie sahen die Häuser ihrer Freunde und Omas Häuschen am See. Zum Schluss landeten sie auf dem eigenen Dach. Die Zwillinge winkten zum Abschied und klingelten mit den Schlittenglöckchen, die der Weihnachtsmann ihnen gegeben hatte. Diesen Heiligabend würden sie nie vergessen.