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Warum der Teufel einen Pferdefuß hat
Der Teufel zog einstmals durch die langen, dunklen Stollen eines Bergwerks im Ruhrgebiet; er war auf der Suche nach einer Seele, die er in sein höllisches Reich mitnehmen konnte. Lange schon war ihm niemand begegnet, doch plötzlich hörte er von ferne ein Hämmern und Rattern, das ihn neugierig machte. Als er näher kam, sah er den Bergmann Wilm bei der Arbeit; dieser war gerade damit beschäftigt, frische Bohrlöcher mit Sprengstoff zu füllen. Als er sich umschaute, bemerkte er den Fremdling an seinem Arbeitsplatz, und er erkannte sofort, dass er es mit dem Teufel zu tun hatte. Ganz verdattert fragte er ihn, was er denn hier unten im Pütt zu suchen habe. "Ich will dich holen, deine Zeit ist um", bekam er zur Antwort. Doch Wilm mochte sich noch gar nicht bereitfinden, von dieser Welt zu scheiden - und schon gar nicht zusammen mit dem Teufel. Deshalb überlegte er schnell, was zu tun sei. Listig fragte er sodann den Teufel: "Genügt dir denn meine Seele? Oder willst du nicht noch eine weitere bekommen?" Dabei wies Wilm auf eines seiner Bohrlöcher. Der Teufel ist ja, wie wir wissen, ein Nimmersatt, und so wuchs auch diesmal seine Gier, als er die Möglichkeit sah, ohne Schwierigkeiten gleich zwei Seelen auf einmal zu bekommen. "Na denn", sagte Wilm zum Teufel, "setz' du mal den Fuß auf das Loch, damit die Seele nicht daraus entfliehen kann. Inzwischen will ich rasch den Kratzer suchen, mit dem wir sie herausholen können." Mit diesen Worten ging Wilm einige Schritte zur Seite. In seiner Habgier merkte der Teufel nichts und setzte seinen Fuß auf das Loch, während Wilm so tat, als suche er dort hinten in einer Ecke das notwendige Werkzeug. In diesem Augenblick zündete Wilm den Sprengstoff im Bohrloch, der Schuss löste sich - und des Teufels Bein war hin. Seit dieser Zeit hat der Teufel als Ersatz einen Pferdefuß und holt sich keinen Bergmann mehr |
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Dieses Märchen wurde mir von
Dieter zur Verfügung gestellt. |