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Alles kommt ans Tageslicht
Früher gingen einmal zwei Bauern nach Istanbul, um Geld zu verdienen. Dort arbeitete einer von ihnen sechs Monate lang und verdiente dreißig Pfund, aber der andere konnte gerade nur sein tägliches Brot erwerben. Derjenige, der dreißig Pfund verdient hatte, sagte: »Komm, wir wollen in unser Dorf zurückkehren.« Sie machten sich auf den Weg. Der andere fragte ihn: »Mehmet, wieviel Geld hast du verdient?«
»Dreißig Pfund! Und wieviel hast du verdient?« »Deshalb musst du mir nun die Hälfte deines Geldes geben, sonst werde ich dir den Hals abschneiden.« Sie wanderten drei Tage. Sobald Mehmet schlief, streckte Ali seine Hand nach dem Leibgürtel Mehmets aus. Da erwachte Mehmet und rief: »Was ist denn los, Freund?« Dieser antwortete: »Wenn du mir das Geld nicht gibst, schneide ich dir den Hals ab.« Er gab das Geld nicht, da machte sich Ali daran, den Mehmet umzubringen. Mehmet rief: »Bring mich nicht um! Sonst bringen es die Kletten an den Tag.« Der andere sprach: »Ich werde dich umbringen, die sollen es meinetwegen verraten!« Ali brachte Mehmet um, nahm das Geld und kam zum Dorf. Die Leute kamen und fragten nach Mehmet. »Mehmet ist im Gebirge von Bolu geblieben. Mit Mühe habe ich mich gerettet und habe gesehen, wie er umgekommen ist.« Drei Monate später heiratete er nun Mehmets Frau und machte Hochzeit. Sie bekamen vier Kinder. Als sie eines Tages auf dem Berg ernteten, gab es einen Gewitterregen, und die Kletten kamen, vom Winde getrieben, zu Ali. Ali lachte. Aische fragte ihn: »Warum lachst du?« Ali erwiderte: »Ich kann es nicht sagen.« Aische fuhr fort: »Wir haben vier Kinder. Warum kannst du es nicht sagen?« Als sie daraufhin meinte: »Sollen wir uns denn voneinander trennen?«, entgegnete Ali: »Deinen Mann Mehmet habe ich im Gebirge von Bolu umgebracht. Er sagte mir damals, die Kletten würden es verraten. Darüber habe ich gelacht.«
Als die Frau das hörte, ließ sie die Kinder stehen, ging geradenwegs zum Gericht
und sprach: »O gerechter Richter, hohes Gericht! Meinen ersten Mann Mehmet hat
mein zweiter Mann Ali im Gebirge von Bolu umgebracht, das hat er mir mit eigenem
Mund gestanden. Ali, der meinen jungen Mann Ein Polizist geht hin und wirft ihn ins Gefängnis. Der arme Ali ging ins Gefängnis und sagte sich dabei: »Wenn ich einmal von hier herauskomme, werde ich mein Geheimnis nie mehr meiner Frau verraten.« Nach einem Monat starb Ali im Gefängnis. Inzwischen waren die Kinder herangewachsen. Als eines Tages das Kind Mehmets gefragt wurde, wie sein Vater heiße, antwortete es: »Wir wollen unsere Mutter Fragen.« Man rief die Mutter und fragte sie. Sie sprach: »Mein Sohn, deinen Vater hat der Vater von Schakir umgebracht.« Der Junge rief: »Ich werde dann Rache für meinen Vater nehmen.« Die Frau konnte das nicht verstehen, sagte aber: »Schön, dann nimm Rache!« Der Sohn von Ali tötete Schakir mit einem Messerstich. Da begann die Mutter um beide zu weinen. Er fragte: »Mutter, warum weinst du?« »Mein Lieber, ich weine deswegen, weil unser Geschlecht, wenn es so weitergeht, durch Menschenhand aussterben wird. Was sollen wir machen, mein Kind? Bei den Türken darf Hass nicht zu Blut werden. Kommt, ich will euch vier Geschwister wieder versöhnen.« Dann versöhnte sie sie. Ihr Großvater gab zwei der Kinder zu einem Onkel, die bei den anderen zu dem anderen Onkel, und so verschwand der ganze Hass. |
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