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Die Schnecke
Märchen aus der Türkei


Als eines Tages eine Schnecke auf einem Kehrichthaufen einherging, fand sie einen Pfennig und machte ihn durch viel Kauen im Munde zu einem Goldstück. Sie dachte: „Was soll ich dafür kaufen, was soll ich dafür kaufen? Wenn ich Fleisch kaufe, hat es Knochen; wenn im einen Hammelkopf kaufe, hat er Schleim: wenn ich Leber kaufe, hat sie eine Kehle. Im will eine Schönheit kaufen, im will mich schminken und mich aufputzen.“

Sie kauft Rouge, Puder und Augenschminke. Sie schmückt und ziert sich damit und macht sich auf den Weg. Unterwegs trifft sie einen Bauern. Der Bauer fragt: „Wohin gehst du, Schnecke?“ „Heiße ich denn Schnecke? Wenn du langhaarige, hochgewachsene, liebe Frau sagst, hat sich dann dein Mund etwas vergeben?“ „Wohin gehst du also, du langhaarige, hochgewachsene Frau?“

"Um einen Mann zu finden.“
"Dann komm doch zu mir!“
„Womit schlägst du deine Frau?“
„Mit der Heugabel!“
„In diesem Fall komme ich nicht zu dir.“

Nach diesen Worten setzte sie ihren Weg fort. Unterwegs  traf sie einen Holzfäller, der sie fragte, wohin sie gehe. Sie erwiderte: „Um einen Mann zu finden.“

Dann komm doch zu mir.“
„Womit schlägst du deine Frau?“
„Mit der Holzaxt!“

Als die Schnecke gehört hatte, dass er seine Frau mit der Holzaxt schlug, ging sie auch zu ihm nicht. Auf dem Weg traf sie einen Hodscha. Auch er wünschte die Schnecke. Sie fragte ihn, womit er seine Frau schlagen würde. Kaum hatte er geantwortet: „Mit dem Rosenkranz“, machte sich die Schnecke davon.

Nach langer Wanderung trifft sie eine Maus. Sie sagte der Maus ihren Namen und wohin sie ginge. Auch sie wünscht eine langhaarige und hochgewachsene Frau. So fragt die Schnecke auch sie, womit sie ihre Frau schlage. Die Maus antwortete: „Ich kose sie mit meinem Schwanz.“ So wurde sie mit der Maus verheiratet.

Als eines Tages die Schnecke Wäsche wusch, fiel sie in ein Loch. Den des Wegs Kommenden rief sie zu: „Wenn ihr auf dem Markt den Schnauzbart seht, ruft ihn!“ So jammerte sie. Die Maus kommt und sagt: „Reich, du Kriechtier, deine Hand doch mir!“, worauf die Schnecke entgegnet: „Ich groll' und bin auch böse dir.“

Da war die Maus verärgert und ließ sie im Loch. Seit jener Zeit bleibt die Schnecke im Loch.