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Prinzessin Schön


In einer Stadt wohnte der Sohn eines Schusters, der ebenfalls Schuster war und immer fleißig arbeitete. Im gleichen Ort stand auch das Schloss des Königs.

Jeden Abend spazierte Prinzessin Schön am Haus des Schusters vorbei. Dann hielt Jan den Hammer still und sah der Prinzessin nach. Schließlich winkte die Prinzessin ihm zu. Jan ging zu ihr, und sie fragte ihn, ob er mit ihr spazieren gehe. Aber Jan meinte, dass seine Kleider zu schäbig seien. "Morgen abend werde ich dir an dem und dem Ort Kleider geben." Am nächsten Abend bekam Jan außer den Kleidern auch noch eine Börse voll Geld. Und dann gingen sie spazieren.

Nach diesem Tag flickte Jan keinen Schuh mehr. Seinem Vater passte das ganz und gar nicht. Er schmiss Jan aus dem Haus hinaus. Jan erzählte das der Prinzessin Schön am nächsten Abend. Die gab ihm nochmals eine Börse voll Geld. Er sollte ein Jahr auf Reisen gehen, aber müsste dann auch wieder zurück sein. Jan tat sein Werkzeug in einen Sack und zog in die Welt hinaus. Da er keine Arbeit finden konnte, lief er immer weiter, bis er in die Türkei kam. Wer dort über die Grenze kam, wurde gefangengenommen. Wenn sie da einen wieder losließen, dann schnitten sie ihm erst ein Stück von der Zunge ab, damit er nichts erzählen konnte. Jan aber hatte Glück. Man tat ihm nichts, und er wurde sogar als Gefängniswärter angestellt.

Prinzessin Schön dachte tagaus tagein an Jan. Schließlich steckte sie Geld ein und machte sich auf den Weg, ihn zu suchen. Überall fragte sie bei den Schustern nach, bis sie in die Türkei kam und dort gefangengenommen wurde. Sie wurde in eine Zelle gesteckt, genau in dem Gefängnis, in dem Jan Gefängniswärter war. Um das Gefängnis lag ein Wassergraben mit einem Kahn darin. Als Jan die Prinzessin dort sah, holte er sie aus der Zelle, setzte sie in den Kahn und stieß ihn ab, so dass er das andere Ufer erreichte. Dann ging Jan wieder zurück ins Gefängnis. Er hatte es da ja auch nicht schlecht.

Später wollte Jan auch aus dem Kasten heraus. Er floh. Nachdem er schon ein paar Tage unterwegs war, kam er an

einem Schloss vorbei, in dem jemand auf einer Ziehharmonika spielte. Jan winkte man heran.

Auf dem Schloss wohnten zwei Schwestern, hässliche Reibeisen. Eine von denen hatte einen Buckel, und die sollte er heiraten. Jan hatte an und für sich wenig Lust, aber er tat es dann doch, weil er arm war. Etwa sechs Wochen später wurde die mit dem Buckel krank. Jan wünschte ihr den Tod. Einige Zeit später kratzte sie ab. Kurz darauf ging auch die andere um die Ecke. Jan war da Herr im Hause.

Nach zwei Monaten kam ein Herr vorbei, der 200 Gulden Zinsen brachte. Jan prüfte die Bücher mal nach und dachte dann auf einmal daran, dass das Jahr vorbei war. Er spannte zwei Pferde vor eine Kutsche und fuhr fort.

Als er in die Stadt kam, in der Prinzessin Schön wohnte, hingen in der Stadt überall die Fahnen aus. Er bat irgendwo um ein Glas Wasser, und da erzählte man ihm sogleich, dass Prinzessin Schön einen General heiraten würde.

Jan mietete sich Zimmer im größten Hotel der Stadt. Dem Bräutigam schenkte er eine Summe Geld; er wurde zur

Hochzeit eingeladen und ging hin. Es war ein herrliches Fest.

Jan fragte, ob er mal mit der Braut tanzen dürfe. Das gestattete man ihm. Während des Tanzes fiel die Braut mausetot zu

Boden, als sie Jan an einer Narbe wiedererkannte.

Drei Tage später wurde die Prinzessin Schön beerdigt. Jan ging zur Kirche. Unter einer Kapelle war eine Gruft; Prinzessin Schön war die zwölfte, die darin beigesetzt wurde.

In der Nacht darauf ging Jan mit einem Schmied zur Gruft. Der Schmied öffnete für viel Geld die Tür. Prinzessin Schön lag im zwölften Sarg. Jan öffnete ihn und hielt Prinzessin Schön ein Fläschchen unter die Nase. Sofort wurde sie lebendig, denn Jan hatte sie während des Tanzes nur scheintot gemacht. Er nahm sie nun mit ins Hotel.

Am nächsten Tag lud Jan alle Hochzeitsgäste ins Hotel ein, auch den General. Der König und die Königin waren so traurig, dass sie nicht kamen. Aber Jan schickte noch einmal jemand hin, um sie einzuladen, und dann kamen sie auch. Jan gab ein großes Fest und ließ alle Gäste der Reihe nach etwas erzählen. Der König redete nur von Krieg. Jan war als letzter dran. Er erzählte: "Es gingen mal zwei Herren über die Straße. Der erste trug eine herrlich blühende Rose; plötzlich verdorrte sie. Der Herr warf sie weg. Der zweite Herr sah die Rose liegen und hob sie auf. Sie blühte noch schöner als vorher. Wem gehört die Rose nun?" Alle riefen: "Dem letzten." Da holte Jan Prinzessin Schön zum Vorschein. Der General wollte sie wiederhaben, aber Jan sagte: "Das ist die Rose, die Ihr weggeworfen habt."