Das
Beinchen »Keine Zeit verlieren!« hatten die Sternchen gerufen. Nun hieß es also, schnell das Beinchen zu holen! Peterchen machte sich denn auch sofort ans Werk, kletterte an der Birke herauf und knüpperte es von dem Nagel, an dem es tausend Jahre gebaumelt hatte, während Anneliese unten, die Ärmchen reckend, auf den Zehen stand, um das berühmte Urgroßvater-Beinchen in Empfang zu nehmen. Es war ein sehr feierlicher Augenblick! So! Nun hatte Anneliese das Bein, und sie stolzierten mit ihrer Trophäe zum Sumsemann, der sich natürlich schon im ersten Augenblick der Begegnung mit dem Mondmann totgestellt hatte. Er lag, als gehöre er überhaupt nicht dazu. in einer Ecke, zwischen Giftpilzen und beschimmelten Steinen, ein braunes, unscheinbares Klümpchen. Es war gar nicht leicht, ihn zu erkennen. Sie betrachteten den scheintoten Helden eine Weile und freuten sich, was er nun wohl für ein Gesicht machen würde. Dann aber suchten sie sich an ihm die Stelle für das Beinchen. Peterchen fand ein kleines Loch unter dem dritten, schwarz-weißen Westenstreifen; da musste es bestimmt hin. Anneliese spuckte also tüchtig auf das obere Urgroßvater-Beinchenende, und dann drückten sie es mit vereinten Kräften in das Loch hinein. Anstrengend war das, ordentlich ächzen musste Anneliese dabei. Endlich saß es! Sie probierten und fanden, dass es wirklich ganz ungeheuer fest saß, so dass es gewiss nicht so leicht wieder abgerissen oder abgehauen werden konnte. Es ist ja bekannt, dass Spucke wunderschön klebt. Als sie mit diesem Geschäft fertig waren, gingen sie mit großer Freude daran, den Maikäfer zu wecken. Sie rüttelten und schüttelten ihn; aber er war so in Angst, dass er sich toter stellte als jemals vorher; und als Peterchen ihn mit seinem Namen anrief, brummt er nur immer ganz leise: »Ich bin tot, ich bin ganz tot, ich kann nicht mehr tot gemacht werden, weil ich schon ganz tot bin!« Schließlich schrie ihm Peterchen in die Ohren: »Herr Sumsemann, Herr Sumsemann! Sehn Sie sich mal Ihr Beinchen an!« Da fuhr der dumme Kerl wie ein erschreckter Floh in die Höhe und glotzte in die Gesichter der Kinder. »Hat er euch gefressen, der Mann?« fragte er ganz verängstigt, obwohl er doch eigentlich sehen konnte, dass sie nicht gefressen waren, weil sie vor ihm standen. Natürlich quietschte Anneliese nur so vor Vergnügen über solch dumme Frage. Peterchen aber nahm eine sehr wichtige Miene an, zeigte auf das angeklebte Beinchen und sagte noch einmal: »Herr Sumsemann, sehn Sie sich bitte Ihr Beinchen an!« Der dicke Kastanienritter schien immer noch nicht recht zu begreifen, was er tun sollte, so zögernd sah er nun an sich herunter... Da! ... als hätte der Blitz plötzlich vor ihm eingeschlagen, erfasste er, was vorgegangen war. Er sprang auf, kreiselte und tanzte um die Kinder herum und sang: »Summ - summ - hurra! Summ
- summ - hurra! Er war mit dem ausführlichen Freudentanz, der zu diesem Gesang gehörte, noch lange nicht fertig, als er durch eine plötzliche Erscheinung gestört wurde, die eine dringende Warnung für die drei Abenteurer bedeutete. Es war ja den Kindern gesagt worden, dass sie noch vor Sonnenaufgang wieder zur Erde zurückkehren müssten, da sie sich sonst nie wieder vom Monde herunterfinden würden. Nun leuchtete plötzlich ein wundersam fremder Schein aus dem dunklen Himmel über dem Monde. Der graue Boden bekam eine Farbe gleich grünrot überlaufenem Silber, auf allen Bäumen und Pflanzen funkelte der Mondstaub wie rosenroter Schnee. Über der höchsten Bergzinne aber, gerade vor sich, sahen die Kinder im gleichen Augenblick die liebliche Tochter der Sonne, die Morgenröte. Sie hatte die Arme über das Haupt erhoben, von ihren Händen tropften Rubinfunken, und rote Nebel wehten aus ihrem Haar. Das Haupt weit in den Nacken gelegt, sang die Morgenröte, mit einer Stimme, die jubelnder war als die aller Lerchen, und klingender als die aller Nachtigallen der Erde: »Der Sonne goldener Wagen
naht, »Nun eilt euch - eilt euch, ihr
Kinderlein! Maikäfer leise am Hemdchen, gab ihnen das rechte und das linke Vorderkrällchen und sagte mit tiefem Ernst und mit sehr feierlicher Stimme: »Nun ist sie vorüber, die
seltsame Fahrt, »Mutter Erde, wir rufen
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