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Der Ritt
auf dem großen Bären Ja, das war ein Ritt! Von der Geschwindigkeit entstand ein Summen und Brausen um die vier Reiter, dass man denken konnte, ein Sturm käme daher. Helle Funken stoben dem Bären aus dem Rachen und glühten hinter ihm als eine schimmernde Lichtbahn durch den pechdunkeln Weltenraum. Dicht aneinandergeschmiegt saßen sie, tief auf das weiße Bärenfell gebeugt; kein Wort konnten sie sprechen. Sandmännchens Zipfelmütze flog wie eine kleine Fahne im Sturm, und Anneliese musste ihr Püppchen schrecklich festhalten, sonst wäre es ihr fortgepustet worden. So ging es eine ganze Weile. Da kam ihnen etwas durch die Nacht entgegen. Ein riesengroßer, leuchtender Klumpen, näher und näher! Es sah aus wie ein Kopf mit einem wehenden, weißen Bart, der viele hundert Meilen lang war. Ein Komet war es, der um den Mond herumgeflogen war und ihnen nun auf seiner Reise begegnete. Gut nur, dass sie auf dem großen Bären ritten, denn sonst wäre diese Begegnung sehr gefährlich gewesen. Als nämlich der Komet immer näher kam, sahen sie, dass er seinen Weg gerade auf sie zu nahm. Plötzlich aber stieß der Bär ein drohendes Gebrüll aus und schnaubte ganze Ströme von Funken vor sich her, während er seine furchtbaren Zähne zeigte. Da wich der Komet schnell aus und sauste neben ihnen vorbei; sonst hätte er sie ganz gewiss über den Haufen geflogen. Unheimlich sah er aus. Einen Kopf hatte er wie glühendes Eisen mit flatternden Haaren von grünem Feuer. Schwefelgelbe, stechend helle Augen hatte er, keine Arme und Beine, sondern nur den langen, wohl tausend Meilen langen Flammenbart hinter sich her. So schoss er vorüber, hier, wo es keinen Weg und Steg mehr gab in der großen Nacht, und die Kinder merkten schon, wie gut es war, dass die Nachtfee ihnen ein so gewaltiges Reittier gegeben hatte, vor dem selbst der Komet Angst bekam. Es sah aber auch sehr gefährlich aus, als der große Bär die Zähne zeigte, die wie eine Reihe blanker Säbel durch den roten Funkendampf aus seinem Rachen blitzten. Husch, war alles wieder vorbei, und weiter ging der Ritt auf den Mond zu, dem man nun schon ganz nahe war. Er wurde immer größer; so groß wie der halbe Himmel war er schon, und sie merkten, dass er ganz ähnlich aussah wie die Erde, die da weit, weit unten in der Tiefe des Himmelsraums lag, als ein kleiner, runder Fleck. Da landete der Bär auch schon mit einem kühnen Satz auf dem Monde! Aus einem seltsam lichten Gestein war alles ringsum. Berge gab es, Täler und große Ebenen, in denen seltsame Pflanzen wuchsen. Die Berge waren weiß, wie von Silber, und die Ebenen gelb, wie von Gold. Summ - ging es durch ein langes Tal dahin, aber ehe sie sich noch recht besonnen hatten, rief das Sandmännchen schon: »Halt, Petz!«, und sie hielten vor einem großen Felsentor. »Absteigen!« sagte der Sandmann, und sie kletterten von ihrem treuen Reittier herunter. Der Bär blieb vor dem Tor ein wenig abseits und schnupperte dort an den sonderbaren Mondblumen herum, die aussahen, als wären sie aus blauem Porzellan. Sandmännchen aber trat mit den Kindern dicht an das Tor, über dem mit grünen Edelsteinen geschrieben stand: »Eingang zur Weihnachtswiese!« Rechts an der Seite war ein kleiner Funkenknopf im Felsen, daneben stand: »Klingel zum Weihnachtsmann!« Und jetzt kam ein großer Augenblick! Das Sandmännchen strich sich den Schlafrock glatt, machte ein sehr feierliches Gesicht, hob bedächtig den Zeigefinger und drückte auf den Knopf. Da ertönte ein wundersames Läuten von innen, goldene Glocken mussten es wohl sein, und lautlos öffnete sich das Tor. Mildes Licht, von Millionen Kerzen, die man nicht sah, floss ihnen entgegen, und an der Hand des Sandmännchens traten sie mit klopfenden Herzen über die Schwelle zur Weihnachtswiese. |