Der Königssohn und die Paschatochter

Ein König war berühmt in der Welt als reich; er hatte einen einzigen heiß geliebten Sohn, den schickte er in die Schule, aber er lernte nicht, weil er träge und nachlässig war. Der König und die Königin grämten sich und hatten großen Verdruss, die Knaben der anderen Leute zu sehen, wie sie lernten und Antwort zu geben wussten auf jede Frage, und dass der Königssohn nichts wusste, darüber wollten sie platzen vor Ärger; und sie empfanden großen Kummer und dachten nach, Tag und Nacht, wie sie es machen sollten, den Königssohn zu unterrichten, und man gab ihnen den Rat, eine Bekanntmachung in der ganzen bewohnten Welt zu erlassen, dass ein fähiger und tüchtiger Lehrer für den Königssohn gesucht werde und man ihm eine große Belohnung gäbe, was er verlange.

Es kam ein ausgezeichneter, berühmter Lehrer, stellte sich dem König vor und gab sein Wort, dass er fähig sei den Königssohn zu unterrichten und dass er alle Dinge der Welt lernen solle, dass er Auskunft zu geben wisse für jede Sache, die ihm begegne; aber er wünsche, dass man ihm eine besondere Schule baue und hineintue alles Notwendige für zwölf Jahre, damit er den Königssohn ganz und gar allein sich vornehme und weder er etwas sähe noch man ihn sähe; und wenn die zwölf Jahre vorüber und abgeschlossen wären, werde er ihn zu einem Philosophen gemacht haben, dass er jedermann Auskunft über alle Dinge der Welt zu geben wisse; und wenn er es nicht tue, wie es nötig sei, so solle man ihm den Kopf abschlagen. ­ Der König ging auf das Anerbieten ein, baute die Schule, tat alles Erforderliche für zwölf Jahre hinein, wie es der Lehrer wünschte, und gab ihm seinen Sohn; und er nahm ihn mit sich und schloss ihn in die Schule ein Tag und Nacht, so dass ihn weder ein Mensch noch die Sonne sah.

Es vergingen drei Jahre, fünf Jahre, sechs Jahre ­ der Königssohn lernte Wissenschaften, lernte Sprachen, lernte vielerlei Dinge. Aber er grämte sich in der Einsamkeit, und eines Tages kam seine Mutter, um ihn zu sehen, und er beschwor sie unter Tränen, seinen Vater bitten, ihm Erlaubnis zu geben, dass er einen Tag in der Umgebung der Schule ausgehen könne, um spazierenzugehen und sich zu erholen. Die Königin sprach mit dem König, und er gab Erlaubnis, und der Königssohn bewegte sich im Umkreis der Schule und ging spazieren und erholte sich. Einen andern Tag sprach er wieder mit seiner Mutter, sie solle seinen Vater bitten, ihm Erlaubnis zu geben, dass er die Schule verlassen und in die Stadt hinabgehen könne, um umherzugehen, sich umzuschauen und sich zu erholen. Die Königin sprach wieder mit dem König, der Knabe bekam wieder seinen Willen, erhielt die Erlaubnis, ging in der Stadt umher, sah vielerlei, erholte sich, vergnügte sich und kehrte um und kam ziemlich spät wieder nach seiner Schule.

Als einige Tage vergangen waren, bat er wieder um Erlaubnis, erhielt sie wieder, ging aus, spazierte den ganzen Tag umher, ging hier- und dorthin, wie es ihm gefiel. Spät abends kam er an den Meeresstrand und sah Barken, die ganz von Gold waren und das Meer durchschnitten und wie der Blitz fuhren. Und das Herz schlug ihm, und er rief einen Barkenführer an; und dieser kam und landete seine Barke, und sie verabredeten das Fahrgeld dafür, dass er zwei Stunden spazieren führe. Er stieg in jene Barke, der Bootsführer zog sein Segel auf, steuerte; die Barke schoss wie eine Schlange. Sie fuhren und fuhren und entfernten sich vom Hafen. Der Wind begann schlechtes Wetter zu bringen, Sprühregen und Platzregen, Finsternis und Sturm, und die Barke konnte nicht einlaufen, wurde fortgetrieben und verlor die Richtung und fuhr der Willkür des Windes überlassen und kam bei einem Kap an, wo es Schutz vor dem Winde gab, und legte an und entkam so dem Verderben. Und der Königssohn stieg aus und fiel nieder und küsste die Erde.

Dort in der Gegend lag auf einer Bergfläche ein Ort und war ein Pascha, der erhielt Kunde davon und schickte seinen Mann hin, um sich zu erkundigen und ihm Nachricht zu bringen. Als der Bote zurückgekehrt war und dem Pascha mitgeteilt hatte, dass es der Königssohn wäre und dass er aus Konstantinopel hierher verschlagen wäre, befahl der Pascha, die Straßen und Gassen des Ortes zu reinigen und den Ort zu schmücken. Und er ging hinunter mit seinen obersten Würdenträgern, seinem ganzen Stabe und zog dem Königssohn entgegen und geleitete ihn und brachte ihn in sein Konak und bewirtete ihn dort. Und als die Stunde zum Speisen gekommen war, des Abends, stellten die Lakaien einen Tisch mit allerlei Speisen und duftenden Blumen auf. Der Königssohn setzte sich und lud auch den Pascha ein, aber der weigerte sich; erst nach vielen Einladungen setzte auch er sich neben ihn. Und sie fingen an zu speisen. Da war der Königssohn von den Speisen sehr befriedigt und fragte den Pascha, wer sie so wohlschmeckend und vorzüglich zubereitet habe. Der Pascha sagte ihm, dass seine Töchter sie zubereiten. Der Königssohn sagte zum Pascha, er möge auch seine Töchter holen, dass sie mit ihm speisen. Aber der wollte nicht und sagte, es schicke sich nicht, dass die Dienerinnen mit dem Herrn speisen. jener aber drang beständig darauf und wollte nicht essen, wenn nicht auch die Töchter des Paschas kämen, denn er war freizügig und wollte europäisch leben. Deshalb lud er auch die Fräulein ein, und sie kamen und setzten sich zu ihm und speisten an seiner Seite. Der Königssohn aß und trank, aber er warf ein Auge auf die eine Tochter des Paschas, welche wie die Sonne leuchtete an Schönheit. Und sein Auge ging nicht von ihr fort; ganz heimlich streifte er sie, und er wurde vernarrt in das Mädchen. Seine Hand ging in das Essen und sein Auge auf das Mädchen. Kurz und gut ­ sie speisten und speisten wieder, aber der Königssohn wurde schließlich vernarrt in die Paschatochter und entschloss sich, dem Pascha zu sagen, dass er sich freuen würde, sein Sohn zu werden, und dass er gern seine Tochter heiraten würde. Der Pascha war verdutzt und konnte keine Antwort geben. Aber der Königssohn brachte immer wieder und wieder die Unterhaltung darauf, dass er ihm seine Einwilligung gebe. Der Pascha wendete ein, es sei nicht recht, es schicke sich nicht, dass ein Königssohn eines Paschas Tochter heirate ­ aber jener immer in derselben Weise ohne Aufhören. er solle seine Einwilligung geben. Der Pascha erwiderte ihm, es zieme sich nicht, er müsse eine Königstochter heiraten nach dem Wunsche und mit dem Segen seines Vaters.

Der Königssohn ­ um kurz zu sein ­ tat, was er wollte, und heiratete die Paschatochter und veranstaltete im Ort Feste und Hochzeit.

Lassen wir den Königssohn sich mit der Paschatochter vergnügen und wenden wir uns zu dem König, der seinen Sohn verloren hatte und nicht erfahren konnte, wo er hingegangen und was aus ihm geworden sei, und sich große Gedanken machte und Tag und Nacht nicht ruhte. Endlich nach einigen Tagen verbreitete sich das Gerücht und die Kunde von Ort zu Ort und gelangte an den Hof des Königs, dass sein Sohn in der und der Stadt verheiratet sei und die Tochter des und des Paschas geheiratet habe. jener ergrimmte, wütete, wurde Feuer und Flamme und verschwor es, dass man ihm je von seinem Sohne spreche, und sandte Fermane und Ausrufer aus, wer ihn fände und ergriffe, dem würde er eine große Belohnung geben und wenn er ergriffen würde, solle man ihn hängen.

Während dieser Vorgänge nahm der Königssohn seine Frau und stieg in eine Barke und kam nach Konstantinopel und legte spät abends heimlich an einer Landestelle an. Als er sich anschickte auszusteigen aus der Barke und seine Sachen zusammenpackte, erspäht ihn ein Lastträger, erkennt ihn, geht heran und fragt den Besitzer des Bootes, wer sein Fahrgast sei, und erfuhr richtig, es sei der Königssohn. Und er nähert sich ihm und sagt ihm heimlich ins Ohr, was vorgegangen sei, dass sein Vater das Ferman erlassen und habe ausrufen lassen, wenn sein Sohn gefunden würde, sollten sie ihn ergreifen und hängen, und wer ihn ergriffe, dem würde der König geben was er als Belohnung verlange.

Da nimmt der Königssohn ­ was sollt er machen ! -seine Frau und geht von Ecke zu Ecke, von Gasse zu Gasse und sieht eine Greisin in einer alten Baracke und begibt sich zur Tür und sagt zu ihr, er sei ein Fremdling und unkundig des Landes und wisse nicht, wo er mit seiner Frau einkehren solle; ob sie sie in ihrem Häuschen schlafen lassen wolle, bis es Tag werde, damit sie sich erholten und eine Unterkunft fänden. Die Alte war eine gute Frau und willigte ein, aber sie sagte ihm, dass sie arm sei und weder Tücher noch das für Gäste Erforderliche besitze. Als sie in das Häuschen und, der Alten eingetreten waren, kauerten sie in der Ecke nieder, um nicht zu frieren, und hockten wie die Unken nebeneinander und dachten nach, ohne zu sprechen. Es macht sich der Königssohn auf und gibt der Alten ein Goldstück, damit sie gehe und zu essen einkaufe, was sie wolle. Er gibt ihr auch noch fünf sechs weitere dass sie zwei Bettdecken und zwei Kopfkissen kaufe. Die Alte ging und brachte es. Sie setzten sich, speisten, breiteten die Betten aus, legten sich nieder, plauderten, verbrachten so den Abend und schliefen.

Am frühen Morgen erhebt sich der Königssohn, verständigte sich mit seiner Frau und entdeckt der Alten alles und überlässt ihr seine Frau sowie einige Goldstücke und bittet sie inständig, seine Frau zu hüten, dass nicht Gott regnen lasse und sie beregne, noch die Sonne sie sehe (wie das Sprichwort sagt). Dann geht er auf und davon, und es blieb das Mädchen bei der Alten, als wenn sie ihre leibliche Tochter wäre, und sie hütete sie Tag und Nacht vor Unglück, dass nicht Gott regnen lasse und sie beregne, oder der Wind sie schüttle oder die Sonne sie verbrenne. Nur eine Sorge hatten sie, dass sie nicht wussten wohin der Königssohn gegangen sei und wo er sich befinde.

Lassen wir hier die Paschatochter mit der Alten wie eine Mutter mit ihrer Tochter und sehen wir zu, was aus dem Königssohn geworden ist. Als der Königssohn das Häuschen der Alten verlassen hatte, ging er herunter an den Strand auf den Holzplatz und duckte sich unter die Hölzer. Spät abends erschien eine Barke, die zu einem Schiff fuhr. Er machte sich daran, schloss seine Augen in kühner Entschlossenheit und stieg in die Barke und begab sich auf das Schiff; das war segelfertig und ging noch denselben Tag ab. Und nach fünf, sechs Tagen kam er nach Alexandria, schiffte sich aus, ging in ein Lokal, ein Kaffeehaus, trat ein, setzte sich in eine Ecke, trank einen Kaffee, und dann steht er auf, macht sich daran, knöpft sich auf, scheuert die Tische und Bänke, bringt Wasser, sprengt, macht rein, bringt das Kaffeelokal in Ordnung, als wäre er darin erfahren. Der Kaffeewirt sieht ihn, bewundert seine Geschicklichkeit und seinen Fleiß, behielt ihn bei sich gegen Lohn, und er arbeitete Tag und Nacht und sparte sein Geld.

Eines Tages waren drei Kapitäne da, Fremde, Kunden des Lokals, und berieten sich, wie sie es machen sollten, um die Miete für ihre Schiffe von ihrem Kaufmann herauszupressen, welcher nicht bezahlte; und sie wollten einen guten Rechtsanwalt suchen, dass er ihnen eine Klage aufsetze und sie ihr Recht beim Kadi geltend machten. Der Königssohn hörte es und sagte zu ihnen, er verstände die Klage aufzusetzen, wie es nötig sei, und sie übertrugen ihm ihren Prozess. Und er setzte sich in eine Ecke und setzte ihnen eine Klage auf; und sie nahmen sie und zeigten sie vielen Gelehrten und Rechtskundigen, und diese sagten ihnen, sie wäre sehr gut. Sie gingen und erschienen vor dem Kadi und gaben ihm die Klageschrift. Der Kadi las sie und staunte, wer denn der Gelehrte, der Rechtskundige wäre, der eine solche Klageschrift verfasst hätte, und befragte die Kapitäne, und sie sagten ihm, es sei ein Kellnerbursche aus Konstantinopel und sei in einem Lokal angestellt. Der Kadi schickte seinen Diener, der ging und holte den Kaffeekellner; und er fragte ihn, woher er wäre und wo er unterrichtet worden wäre. Und der Königssohn erwiderte, er sei aus der Umgegend von Konstantinopel und sei in Konstantinopel in der Schule unterrichtet worden.

Seitdem ließ der Kadi alle Rechtsanwälte unbeschäftigt und stellte nur jenen an, die Klageschriften von allen Leuten sowohl bei großen wie bei kleinen Prozessen zu machen. Und der junge Rechtsanwalt erwarb sich im Lande den Ruf, dass es keinen anderen so gescheiten auf der bewohnten Erde gäbe, und sein Name wurde rühmlich bekannt: "Das Politanerchen hier - das Politanerchen dort.<

Inzwischen kamen die Kapitäne zu ihrem Recht. Sie erhielten ihre Schiffsmiete und bezahlten den Rechtsanwalt überhoch und machten ihn zu ihrem guten Freund; und jeden Tag trafen sie mit ihm zusammen und plauderten. Und der junge Politaner kam vorwärts und verdiente soviel er wollte, und machte viel Geld.

Da bekamen die Kapitäne Fracht nach Konstantinopel und erzählten es dem jungen Politaner, ihrem Freunde, und dieser überlegte und rief die ihm befreundeten Kapitäne und bat sie, ihm einen Gefallen zu tun; er wollte ihnen einen Brief und ein Geschenk geben, das sollten sie mitnehmen, und wenn sie glücklich nach Konstantinopel gekommen seien, sollten sie nach dem Hause der Alten fragen, den Brief und das Geschenk abgeben und seiner Frau seine Grüße bestellen und dass er in Alexandria sei und es ihm gut gehe. Er erklärte und beschrieb ihnen den Ort und das Stadtviertel und die Straße, wo das Haus war, damit sie es leicht fänden. Und jene gaben ihm mit dem ganzen Wohlwollen, das sie für ihn hatten, ihr Versprechen, dass sie hingehen und nach dem Hause fragen und den Brief und das Geschenk abgeben, auch seine Grüße und Wünsche bestellen würden, und trennten sich und fuhren ab und kamen nach Konstantinopel.

Und als sie daran dachten, gingen sie hin und fragten und wanderten umher und fanden das Häuschen der Alten und der Frau des Rechtsanwalts und bestellten ihr die Grüße von ihrem Mann, dass er in Alexandria sei, berühmt, Ehren und Achtung genieße und verdiene, und ihnen auch Brief und Geschenk mitgegeben hätte, was sie auf dem Schiff hätten, um es ihr zu übergeben. Die Frau freute sich und die Alte, und sie wussten nicht, wie sie ihre Freude auslassen sollten über die gute Nachricht, die ihnen von dem Königssohn zugekommen war. Und die Kapitäne sagten zu ihnen, sie möchten um Mittag nach dem Landungsplatz herunterkommen, damit sie ihnen den Brief und das Geschenk gäben. Und sie verabschiedeten sich und gingen ab; aber sie waren ganz hingerissen von der Schönheit und Anmut der Frau des Rechtsanwalts.

Die Frau zog sich um, putzte sich, nahm die Alte und ging nach dem Landungsplatz herunter, teils um die von ihrem Manne geschickten Sachen zu empfangen, teils um sich zu zerstreuen, da sie ja viel Zeit hatte, also um auszugehen und Leute zu sehen. Sie gingen und gelangten zum Landungsplatz. Dabei traf es sich, dass sie den einen Kapitän reisefertig in seiner Barke fanden, und als er sie sah, lud er sie höflich ein, auf sein Schiff zu kommen, welches nahe dem Landungsplatz vor Anker lag. Nachdem sie in die Barke gestiegen waren, fuhren sie zu dem Schiff. Der Kapitän nahm sie in die Kajüte seines Schiffes, bewirtete sie reich, und später, als die Alte sich wegen eines Bedürfnisses entfernt hatte, schämte sich unser guter Kapitän nicht und suchte die junge Frau zu bestürmen und schön mit ihr zu tun. Die Frau, die unglückliche, erschrak, wurde bestürzt, es kam ihr eine Ohnmacht an, und jener versuchte, Ernst zu machen. Die Frau kam wieder zu sich und erkannte seine Absichten und verfiel darauf, ihm in höflicher Weise zu sagen, es schicke sich nicht, solche Dinge im Schiff zu machen, denn man werde sie bemerken und es werde ruchbar werden und sie würde ihre Ehre verlieren; aber spät, um ein Uhr nachts, solle er sie zu Hause aufsuchen, dann wollten sie essen, trinken, sich ergötzen, bis es hell werde. So entkam die Frau aus den Händen des Kapitäns.

Sie ging auf und davon und fuhr bei dem andern Schiff vorüber, welches daneben vor Anker lag, um den Brief und das Geschenk von dem Kapitän zu empfangen, der ihr gesagt habe, dass er es bringe.

Sie kam dorthin, und es widerfuhr der Unglücklichen dasselbe, und sie entkam auch da auf dieselbe Weise und ging mit der Alten auf und davon, um in ihr Häuschen zurückzukehren; und sie nahmen auch den Brief und das Geschenk mit, bestehend in einigen kleinen Wertsachen und einigem Gelde für Ausgaben. Da kamen sie an einer Kofferhandlung vorbei; die Frau trat heran und machte mit dem Kofferhändler aus, dass er ihr einen Koffer mit zwei Abteilungen mache, jede besonders zu verschließen. Sie gab ihm Vorausbezahlung, und der machte ihn; und die Alte ging und nahm ihn und lud ihn zwei Lastträgern auf, die trugen ihn in das Haus und stellten ihn in dem Wohnzimmer auf, das sie hatten. Die Frau verabredet sich mit der Alten, und sie machen zwei, drei Speisen, decken die Tafel; und als es Nacht geworden, geht die Alte weg, zieht sich in den Winkel des Hauses zurück und versteckt sich.

Kommt der Kapitän, klopft an die Haustür. Die Frau öffnet von innen; herein tritt unser guter Kapitän, findet eine Tafel gedeckt, wohl versehen, und die Dame geschmückt und heiter. Er setzt sich, langt den Schlüssel des Magazins heraus, worin er die ganze Ladung des Schiffes hatte, das mit ägyptischen Saubohnen und Linsen in Haufen von Säcken bis oben hin beladen war, sowie seine Uhr mit der echtgoldenen Kette und schickt sich an, auf die Frau loszustürmen. jene sagt zu ihm, er solle Geduld haben und zu essen und zu trinken anfangen, und danach hätten sie die ganze Nacht für sich, um sich zu ergötzen. Da klopft es an die Tür; die Frau tritt an das Guckloch, sieht durch und bemerkt den anderen Kapitän. Da sagt sie wie verstört zu dem ersten Kapitän, es gäbe kein anderes Mittel, die Sache zu verbergen, als dass er in den Koffer gehe, bis sie den anderen Kapitän beschwatzt habe, der klopfe, damit sie öffne, und danach, wenn sie ihn beschwatzt und vertrieben habe, dann hätten sie die ganze Nacht für sich allein, um sich zu ergötzen. So brachte sie ihn also herum, steckt ihn in die eine Abteilung des Koffers, krümmt und zwängt ihn hinein, schließt das Schloss zu, tut den Schlüssel in ihre Tasche, öffnet die Tür.

Herein tritt der andere Kapitän, steigt zum Wohnzimmer empor, setzt sich an die Tafel, legt auch seinen Überzieher ab, hängt ihn in die Ecke, langt den Schlüssel des Magazins heraus, worin er die Ladung seines Schiffes hatte, seine Uhr mit den goldenen Ketten. Und kaum dass er es sich bequem macht, klopft die Alte an die Tür, wie sie es verabredet hatten; sie klopft und klopft immer lauter und macht Lärm in der Nachbarschaft. Die Frau tritt heran, sieht zu und kommt wieder und sagt dem Kapitän, es sei ihre Kammerfrau, die eintreten und etwas holen wolle; es gäbe also kein anderes Mittel, sich zu verbergen, um nicht bemerkt zu werden, als dass er in den Koffer gehe, bis sie jene veranlasst habe wegzugehen; und danach hätten sie die ganze Nacht Zeit, sich zu ergötzen. Dein guter Kapitän Nikólas steigt in die andere Abteilung des Koffers hinein und krümmt und zwängt seine Beine hinein. Die Frau schließt das Schloss zu, steckt den Schlüssel in ihre Tasche, öffnet die Tür. Die Alte steigt herauf, und sie setzen sich und überlegen, wie sie die eingeschlossenen Bestien behandeln sollen, erwägen alles nach der guten und nach der schlimmen Seite. Sie umwinden den Koffer ringsherum mit Hanf seilen, weil diese Kapitäne Schlauköpfe waren, damit sie ihnen keinen Streich spielen sollten und sie >die Eier samt dem Korbe verloren". Darauf verließen sie das Zimmer, mochte es ablaufen, wie es wolle, legten sich nieder und schliefen ruhig.

Dann ging die Alte und suchte Lastträger, die nahmen die ganzen Säcke mit den Bohnen und den Linsen heraus und trugen sie in andere Magazine. Und nachdem sie ihre Arbeit verrichtet hatten, kam ihre Herrin und sprach mit ihr. Danach ging sie und holte vier Lastträger, die heben den Koffer auf, wie er ist, und nehmen ihn und bringen ihn auf den Lasttiermarkt. Und sie mietet einen Ausrufer, der ruft den Koffer aus, wie er ist. Einer bietet - die Alte desgleichen. Ein anderer bietet - die Alte desgleichen. Kommt ein Kaufmann vorbei, sieht, dass sie einen Koffer ausrufen, der sehr hoch geht, und dass die Alte immerfort bietet. Er nähert sich, betrachtet ihn und sieht durch eine Ritze im Koffer ein Auge leuchten; er dreht ihn ringsherum, betrachtet ihn, sieht Menschen in dem Koffer eingeschlossen. Er bietet auf den Koffer 10 Piaster - die Alte bietet 100 dagegen. jener bietet i 1 o - die Alte schreit 200, der Kaufmann 2 10 - die Alte 3oo. Der Kaufmann bietet immer 10, die Alte 100 mehr: sie bringenden Koffer bis auf 20000 Piaster. Da zog die Alte zurück, der Kaufmann zählte das Geld hin; die Alte steckte es in die Tasche und wünscht ihm Glück und Lebewohl.

Der Kaufmann machte sich auf, ging und holte Lastträger, die hoben den Koffer auf und brachten ihn in seinen Laden. Er öffnet ihn - was erblickt er darin? Er sieht seine guten Freunde, die beiden Kapitäne, welche mit Bohnen- und Linsenladungen von Alexandria gekommen waren. Er fragte sie aus, wie diese Geschichte gekommen sei. Sie sagen es ihm und erzählen, was vorgefallen ist. Und er versetzte: »Gott hat es so gewollt, dass ich mich gerade einfand und etwas merkte und bot und euch kaufte. Wenn euch aber ein anderer gekauft hätte - Fluch und Verdammnis! - er hätte euch in Schande gebracht. « Sie steigen aus dem Koffer wie Mäuse, die ins 01 gefallen sind, und dachten zu platzen vor Ärger. Sie gehen in ihre Lagerräume und finden sie leer und ausgenommen: alle die teuren Waren hatten sie verloren. Die Alte hatte sie kleingemacht, dass nichts mehr davon zu sehen war, hatte sie verkauft und von den Leuten Geld bekommen und war eine reiche Frau geworden in ihrem Alter.

Was sollten die Kapitäne anfangen? Was sollten sie machen? Sie erlitten, was sie erlitten, und machten sich auf und davon und fuhren nach Alexandria. Eines Tages, als der junge Konstantinopolitaner vorüberging, sieht er die ihm bekannten Kapitäne. Er tritt an sie heran, begrüßt sie, fragt und horcht sie aus nach Neuigkeiten aus Konstantinopel, wie sie es gemacht hätten, ob sie das Haus gefunden, seine Frau gefunden, ihr den Brief und das Geschenk gegeben hätten. Diese wütend, zornig darüber, wie sie sie hereingelegt hatte, sagen zu ihrem Mann, sie wären gegangen und hätten gefragt und das Haus und seine Frau samt der Alten gefunden und ihnen den Brief, das Geschenk und das Geld gegeben, aber sie hätten erfahren, dass seine Frau nicht auf guten Wegen wandle; wenn der eine heraus gehe, trete der andere ein Tag und Nacht, und sie wären hingegangen und hätten es mit ihren Augen gesehen, dass sie es glaubten. Der unglückliche Politaner betrübte und grämte sich und legte sich ins Bett vor Kummer und wollte vergehen. Er aß weder, noch trank er, noch schlief er. Und sobald ihn der Schlaf erfassen wollte, fuhr er empor, erhob sich und legte sich wieder hin. Der Schlaf quälte ihn, er schlief nicht ein, er träumte, er bildete sich ein, einen fremden Mann mit seiner Frau zusammen zu sehen, wie sie mit ihm tanzte und sang. Er war nahe daran, den Verstand zu verlieren.

In diesem Zustand der Schwermut, wie man ihn keinem Juden wünschen mag, fiel es ihm ein, zu gehen und in ein Schiff zu steigen, das abging und nach Konstantinopel fuhr. Es fuhr zehn Tage und langte an und ging In Hafen vor Anker. Und jener steigt nachts aus, schlägt die Straße ein, durchwandert sie, findet das Haus der Alten verschlossen und verriegelt, klopft an die Tür. Seine Frau erwacht, sieht zu, erkennt ihren Mann, kommt eilends herunter und öffnet die Tür. Während sie in Tränen zerfloss und ihn umarmte, um ihn zu küssen, stößt er wütend und voll Verachtung ihr das Messer in den Hals. Sie fällt entseelt nieder; er packt sie, hebt sie auf und schickt sich an, sie in den Fluss zu werfen, damit dieser sie erfasse und nichts mehr von ihr zu sehen sei. Als er sie so nahm, sieht er plötzlich einen Mönch, der aus dem nahe gelegenen Kloster herauskam. Er wirft die Frau auf die Erde und läuft davon, um nicht erkannt zu werden. Der Mönch nähert sich, sieht nach, erblickt eine Frau getötet, in Blut gebadet. Er betrachtet sie und sieht, dass die Frau noch Atem und Leben hat. Er hob sie auf, so gut er konnte, brachte sie in eine Zelle des Klosters und flößte ihr Arzneien ein - er verstand sich auf solche Dinge. Nach einiger Zeit holte die Frau Atem, und es schien, dass sie noch am Leben und nur ohnmächtig sei. Der Mönch wandte an, was er an Mitteln kannte, wusch die Wunde, legte Balsam darauf, reinigte sie, pflegte die Frau, legte sie auf sein Bett. Er behandelte sie gut, und in zwei, drei Tagen kam die Frau wieder zu sich, redete, erzählte dem Mönch, dass ihr Mann nachts plötzlich gekommen sei und sie ohne Grund und Ursache gestochen habe. Die Unglückliche wusste ja nichts weiter.

Aber der Mönch wiederum erzählte ihr, er sei nachts, um sein Wasser zu lassen, aus dem Kloster getreten und habe einen Mann gesehen; der trug einen großen Gegenstand auf dem Rücken wie einen gefüllten Sack und warf ihn auf die Erde und ging auf und davon. Und er selbst sei herangegangen und habe sie dort gefunden und in seine Zelle getragen und sie gepflegt.

Dann, nach zehn, f fünfzehn Tagen stand das Mädchen auf und setzte sich hin und redete und wurde von Tag zu Tag schöner. Der Mönch vergaffte sich in das Mädchen und schwatzte mit ihr; und sein Auge wich nicht von ihr. Er unterhielt sie von diesem und von jenem und liebäugelte mit ihr. Was soll ich euch sagen - der Satan verführte ihn; er schämte sich nicht, dem Mädchen zu sagen, dass er sie liebe und wollte schön mit ihr tun (hol ihn der Teufel!). Die Frau, die unglückliche, war gefangen - was sollte sie tun, was anfangen? - sie über legte, sie schmeichelte dem Mönch, wie sie konnte. Aber jener - sein Ziel blieb sein Ziel - wich nicht zurück, sondern belästigte immer und immer wieder das Mädchen und ließ ihr keine Ruhe.

Was sollte das Mädchen anfangen? Mitternachts überlegte sie, ein Weib wie sie war, ihr kommt ein Gedanke. Sie sagt zu dem Mönch da er sie doch einmal geheilt und ihr das Leben gerettet habe - wenn er darauf bestehe und es sei ja keine Sünde - und dergleichen mehr er möge seinen Willen tun, aber da sie sich in ihrer monatlichen Reinigung befinde, so sollten sie nach dem Flusse gehen, der in der Nähe sei, sich waschen und nochmals waschen und danach zurückkommen und machen, was sie machen wollten. Sofort stand der Mönch auf , geht mit dem Mädchen zum Fluss hinunter. Sie ziehen sich aus steigen in den Fluss, waschen und baden sich, schwimmen. Da findet das Mädchen einen Zeitpunkt, wo der Mönch im Tiefen war, und gibt ihm einen Stoß aus allen Leibeskräften. Sie stößt ihn in den tiefsten Grund; die Strömung des Flusses fasst ihn.

Das Mädchen kehrt um, steigt aus dem Fluss, ergreift die Kleider, macht sich wie der Blitz auf den Weg. Sie ging kreuz und quer, wanderte weit, trat in ein Wäldchen, schickt sich an, sich anzuziehen und sieht die Kleider des Mönches in ihren Händen: sie hat in ihrer Eile sich versehen und die Kleider des Mönches genommen. Was soll sie tun? Sie macht sich daran, zieht die Mönchskleider an und wird ein Mönchlein, so schön wie ein Engelskind, die Unglückliche, und leuchtete wie die Sonne im Dunkeln.

Sie wandert, wandert im Walde, kommt immer weiter, beweint ihr Schicksal und das Missgeschick, das sie hat, ihr Unglück. Es wird hell; todmüde, verzweifelt legt sie sich an einem Ende des Waldes nieder, um ein wenig zu schlafen und sich auszuruhen. Als sie schlief, kamen plötzlich drei Soldaten vorbei und bleiben vor ihr stehen. Sie fährt auf, erwacht. Sie legten sie in die Mitte, bewunderten die Schönheit des Mönches, wollen ihn ergreifen und schänden. Aber sie einigen sich nicht, weil jeder es zuerst tun will. So kamen sie schließlich überein, das Mönchlein zu fragen, und der, den dieser wünschte, sollte anfangen. Das Mädchen, das unglückliche, das jetzt Mönch war - was sollte sie tun, was anfangen? Da kam ihr der Gedanke, zu ihnen zu sagen, sie sollten gegen hundert Schritt laufen und wieder zurückkehren und wer am schnellsten ankäme, sollte anfangen. Jene machten sich daran, setzen als Ziel einen Feldstein, laufen alle drei miteinander. Als sie sich entfernt hatten, machte sich das Mönchlein auf den Weg und ging wie der Blitz, bis dass sie, wenn jene zurückkommen und nachsehen mussten, im Walde nicht mehr zu sehen war.

So hatte sie sich von denen befreit und setzte sich hin, um sich von der Angst zu erholen und überlegte, dass sie Pech hatte, wo sie ging und stand, dass, wer sie sieht, sie verfolge und sie keine Ruhe habe und dass sie noch einmal so in die Enge kommen würde, dass sie sich nicht retten könne. Deshalb beschloss sie, die Alte aufzusuchen und sie mit sich zu nehmen, um in die Einsamkeit zu gehen und sich in einer gebirgigen Gegend niederzulassen, in einer unzugänglichen Gegend, damit sie ihr Leben als Nonne beschließe. Abends, als es dunkelte, machte sie sich auf den Weg und ging und traf die Alte und erzählte ihr alle Erlebnisse. Und sie kamen überein und nahmen das Vermögen, das sie von den Kapitänen gewonnen hatten, und gingen davon und kamen in eine Einöde, wo sie ein Schloss mit einem Garten fanden; und sie mieteten es und ließen sich dort nieder.

Und das Mädchen legte Männerkleider an und ging ab und zu aus und setzte sich in der Umgebung des Gartens nieder und verbrachte ihre Zeit außerhalb des Gartentores. Es gab da eine Quelle, und ihr köstliches Wasser floss unaufhörlich. Das Mädchen macht sich daran und stellt einen Meister an, die Quelle einzufassen und darüber ein Gewölbe zu bauen. Und in diesem Gewölbe bringt sie ihre Lebensgeschichte an, genau so wie sie war, und stellte einen Lohndiener an, sie den ganzen Tag zu bewachen.

Eines Tages kamen zufällig dort unsere beiden Kapitäne vorbei und setzten sich, wuschen sich in der Quelle, tranken und setzten sich, um sich auszuruhen. Da lasen sie die Geschichte in dem Gewölbe der Quelle und erkannten, dass es dieselbe wie die der' Frau des Rechtsanwaltes war, und sie fluchten und schimpften und lästerten. Und der Lohndiener hörte es und ging hinein und sagte es seiner Herrin. Und die rief jene ins Schloss und sah und erkannte sie, aber jene erkannten sie nicht, weil sie verkleidet war. Das Mädchen fragt sie hin und her, warum sie geschimpft und über die Geschichte im Gewölbe der Quelle gelästert hätten. Und jene gestanden nicht die Wahrheit, sondern machten andere und wieder andere Vorwände. Da ließ sie sie fesseln, bis dass sie die Wahrheit sagten, und schloss sie in einem tiefgelegenen Gemach ein.

Darauf traf es sich, dass auch unser guter Mönch vorüberging und trat auch an die Quelle, um sich auszuruhen. Und auch er las die Geschichte und fluchte. Der Lohndiener gab seiner Herrin Nachricht; sie holten auch diesen ins Schloss. Sie erkannte ihn und fragte ihn aus, aber auch er verleugnete die Wahrheit. Und sie sperrten ihn in ein anderes Gemach, getrennt von den anderen, bis er die Wahrheit sage. Eines Tages ganz in der Frühe, sieh da! - kommen dort auch die Soldaten vorüber, setzen sich, waschen sich, trinken, setzen sich, um sich auszuruhen, lesen in dem Gewölbe der Quelle die Geschichte. Auch sie schimpften und lästerten. Der Lohndiener benachrichtigte die Herrin; sie rief jene, fragte sie aus, sie leugneten. Sie ließ auch diese in ein Gemach sperren, bis sie die Wahrheit sagen würden.

Lassen wir die alle im Schloss eingesperrt und kehren wir zu dem Königssohn zurück, dem unglücklichen, dem schwergeprüften! Als er seine Frau erstochen und sie aufgehoben und außerhalb des Klosters als (vermeintliche) Leiche in den Schlamm des Flusses geworfen hatte, machte er sich auf und davon und zog in eine einsame Gegend im tiefen Walde und fand dort eine Höhle und vergrub sich dort und brachte Tag und Nacht darin zu und weinte und stöhnte über sein Geschick und lebte als Einsiedler und Mönch. Und ab und zu kam er von Nacht zu Nacht aus seinem Loch hervor und ging in ein Dorf und kaufte das Notwendige ein und brachte es in seine Höhle. Ab und zu ging er auch in den Wald und erholte sich und kehrte wieder in seine Zelle zurück.

So irrte er eines Tages umher und geriet auf die Straße nach dem Schloss und hielt bei der Quelle an und wusch sich und trank und setzte sich, um auszuruhen. Da sieht er die Geschichte seiner Frau auf dem Gewölbe der Quelle aufgemalt. Er erkannte sie, merkte, dass es diese ist, stöhnte schwer auf. Die Tränen überkamen ihn und stürzten wie Quellen, wie Bäche. Denn er bereute alsbald, dass er seine Frau erstochen habe, und weinte und stöhnte jeden Tag. Der Lohndiener geht, gibt seiner Herrin Nachricht. Die Herrin befiehlt, ihn hereinzubringen, und sperrt ihn in ein Zimmer ein, weil auch er auf ihre Frage nicht die Wahrheit sagte.

Dann befragte sie noch einmal die Kapitäne, und diese sagten, um loszukommen, die Wahrheit. Sie seien nach Konstantinopel gekommenen und hätten die Frau des Rechtsanwaltes aufgesucht und gesehen, dass sie schön sei, und sich in sie vergafft und seien in ihre Schiffe zurückgekehrt, als ob sie ihr das Reisegeschenk ihres Mannes geben wollten, in Wirklichkeit aber, um ihre Ehre anzugreifen. Und jene habe nicht eingewilligt; um sich aus ihren Händen zu befreien, habe sie sie verleitet, abends in ihr Haus zu kommen, jeder zu seiner Stunde, und habe sie in den Koffer gesperrt. Und in der Frühe habe die Alte sie auf den Markt gebracht, um sie zu verkaufen. Und glücklicherweise habe sich dort auch der Kaufmann gefunden und sie gekauft und in seinen Laden gebracht und habe sie befreit. Und sie seien gegangen, um die Waren, die sie lagern hatten, zu holen, die gelöschten Ladungen ihrer Schiffe. Aber die habe die Alte schon aufgehoben und wieder verkauft gehabt, und sie hätten alles verloren. Und als sie nach Alexandria gekommen seien und ihren Mann, den Rechtsanwalt, getroffen hätten, da hätten sie aus Zorn über das, was seine Frau ihnen angetan, ihm Unwahrheiten gesagt, viele böse Dinge über seine Frau. Und jetzt habe es sich getroffen, dass sie an der Quelle vorüberkamen und haltmachten, um sich auszuruhen und hätten in dem Gewölbe ihre Geschichte gesehen und erkannt und über ihr Unglück geflucht.

Und alle Dinge, die sie da enthüllten, hörte der Königssohn von dem anderen Zimmer aus, dem Nebengemach, wo er eingesperrt war, und war starr über die Lüge, die die Kapitäne aus Alexandria ihm über seine Frau gesagt hatten, wodurch sie ihn veranlasst hatten, nach Konstantinopel zu gehen und sie ungerechterweise zu erstechen; und er war nahe daran zu vergehen vor Kummer.

Darauf rief die Herrin den Mönch, den sie eingesperrt hatte, und befragte ihn; und auch er sagte, um loszukommen, jetzt die Wahrheit. Er habe den und den Abend ein Mädchen erstochen und in den Fluss geworfen gefunden; und sie war noch am Leben. Und er habe sie in das Kloster genommen und geheilt und sie vollkommen hergestellt. Und dann habe er sich in sie verliebt und mit ihr schön tun wollen. Aber jene habe ihn überredet und mit in den Fluss genommen, um zu baden, damit sie sich von ihrem Monatlichen reinige. Und dort habe sie ihn wiederholt in die Tiefe des Flusses gestoßen und sei auf und davon gegangen und habe seine Kleider mitgenommen. Und jetzt habe er in dem Gewölbe der Quelle ihre Geschichte gesehen und sie erkannt und sich geärgert über den Possen, den sie ihm gespielt habe, und habe deshalb geflucht.

Dies alles hörte der Königssohn und sein Herz schlug, als er die Worte des Mönches hörte, dass seine Frau noch am Leben sei und er sie geheilt und völlig wiederhergestellt habe und dann, dass sie aus dem Flusse sich aufgemacht und seine Kleider mitgenommen habe und geflohen sei. Und er empfand große Freude, als er hörte, dass seine Frau noch lebe, und pries Gott und sagte zu sich, es sei gut möglich, dass seine Frau jetzt noch am Leben sei und Gott möge ihm die Gnade erweisen, sie nur eine Stunde zu sehen, dass er ihr zu Füßen falle, dann wollte er in derselben Stunde sterben.

Dann rief die Herrin die Soldaten und fragte sie, und auch diese sagten jetzt die Wahrheit: sie seien an dem und dem Tage im Walde einem Mönchlein begegnet, schön wie ein Engelskind, und hätten sich verliebt und mit ihm schön tun wollen, und dieser habe sie gefoppt und sie überredet, um die Wette zu laufen: wer zuerst zurückkäme, solle den Anfang machen. Und als sie zurückgelaufen und wieder angekommen seien, da sei das Mönchlein davongewesen und gelaufen wie ein Blitz und im Walde verschwunden. Und jetzt hätten sie im Gewölbe der Quelle seine Geschichte gesehen und erkannt, dass es dieselbe sei, und hätten geflucht und geschimpft.

Darauf ruft sie auch den Königssohn und befragt ihn, und jener erzählte die ganze Wahrheit und dass er sogleich es bereut habe, als er seine Frau erstochen habe, und in die Einsamkeit gegangen sei und sich in einer Höhle als Einsiedler niedergelassen habe. Und jetzt, wo er alle Dinge gehört habe, die die Kapitäne, der Mönch und die Soldaten enthüllt hätten, und erfahren habe, dass seine Frau noch lebe, von dem Mönch geheilt sei und aus seinen Händen sich befreit habe und von den Soldaten und zuallererst von den Kapitänen und ihre Ehre gerettet habe, da sei ihm das Herz weit geworden und er habe keine andere Sorge mehr in der Welt, als dass Gott ihm die Gnade erweise, seine Frau nur eine Stunde zu sehen, dass er vor ihr niederfalle, i ihr Hände und Füße küsse und Verzeihung erhalte, und in derselben Stunde möge Charos seine Seele getrost nehmen und nach der Unterwelt bringen. Da weinte die Herrin und ging hinaus und trocknete ihre Tränen und geht wieder hinein und ruft alle in das Zimmer und befragt sie, jeden einzeln, und alle bekannten die Wahrheit und sagten, Gott möge ihnen die Gnade erweisen, jenem Mädchen wieder zu begegnen, damit sie ihre Verzeihung erbitten könnten. Da verließ die Herrin das Zimmer und ging und putzte sich, wusch sich, zog sich um und legte ihre guten Kleider an und wurde eine feine Dame, welche leuchtete wie die Sonne: "Scheine Sonne oder sie mag scheinen!< Und sie verabredete sich mit ihrer treuen Alten und rief alle zu sich; und als sie plötzlich ankamen und alle sie sahen und erkannten, erschraken sie und wurden bestürzt vor Furcht und Angst. Und als sie zu sich gekommen waren, fielen sie ihr alle zu Füßen und baten sie um Verzeihung und dass Sie, welches Urteil sie selber wolle, über sie fällen möge. Da rief sie ihren Mann, den Königssohn, und umarmte und küsste ihn und befahl, ihm königliche Kleider zu bringen und sie ihm anzuziehen, und setzte ihn neben sich und machte ihn zum Richter: er solle das Urteil fällen, das jeder verdiene nach seinen Taten. Der Königssohn dachte nach und dachte nach und fällte das Urteil über alle, dass es ihnen bestimmt war, das zu erdulden, was er erduldet habe, und dass keiner schuld habe, weil es einem jeden so bestimmt war und allen verziehen sei. Und sie gewährten allen Straferlass. Die standen auf und bedankten sich und gingen weg, jeder an seine Arbeit.

Und der Königssohn blieb bei der Paschatochter, seiner Frau, und der Alten und ihrem Lohndiener, und sie verlebten zwei, drei Tage in Glück. Und dann machten sie sich auf und zogen in die Stadt und gaben seinem Vater, dem König, Nachricht, welcher ein Ferman erlassen hatte, dass er seinem Sohne Verzeihung gewährt habe, und wer ihn auffinde, solle ein großes Geschenk erhalten, damit er ihn auf den Thron setze; denn er war schon sehr alt. Und inzwischen erfuhr es der König und schickte tüchtige, vornehme Männer mit den Truppen aus; die geleiteten seinen Sohn und dessen Braut und brachten sie in den Palast, und er setzte sie auf den Thron. Und sie feierten in der Stadt Freudenfeste drei Tage lang. Und sie führten ein glückliches Leben und benachrichtigten auch den Vater der Königstochter, den Pascha; und auch dieser kam, und er machte ihn zum Wesir. Und alles war voll Freude, groß und klein, und lebte glücklich unter der großen Weisheit dieses Königs.


Dieses Märchen wurde mir von Dieter [chax@wtal.de] zur Verfügung gestellt.