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Der Sohn der Kräuterfrau
Es war einmal eine Witwe, die hatte einen Sohn, und sie waren so arm, dass sie nichts weiter zu essen hatten als die Kräuter, die die Mutter im Gebirge sammelte. Alle nannten sie darum Kräuterfrau, sie hatte gar keinen anderen Namen. Nahe am Palast des Königs hatte sie eine Hütte, dort wohnten sie. - Denk einmal, wie viele Leute mit ihren seidenen Gewändern und ihren Musikanten im Palast aus und ein gingen! An denen allen hatte sie ihr Vergnügen und vergaß dabei ihre Armut. ihr Sohn, ein hübscher junge, der auch tüchtig war, mühte sich den ganzen Tag um Arbeit bei Fremden. Was sollte er sonst auch tun? Er lebte von der Hand in den Mund, und doch reichte es nicht vorn und nicht hinten. Als er hörte, dass der König eine heiratsfähige Tochter hatte und dass die Brautwerber täglich im Palast aus und ein gingen, wollte er auch seine Mutter schicken, um für ihn zu werben. Er bedrängte sie also sehr, zum König zu gehen. Die arme Frau sagte zu ihm: "Aber lieber junge, wie kann ich denn beim König für den Sohn der Kräuterfrau werben? Er wird mich töten, wenn ich nur wage, ihm mit so etwas zu kommen." - "Aber warum denn? Ist dein Sohn etwa schlechter als die anderen?" erwiderte er. Um es kurz zu machen: die Alte sah, dass sie gegen ihn nicht ankam, machte sich eines Tages auf, ging in den Palast und verlangte den König zu sprechen. Als sie ihm von ihrem Sohn erzählte, brach der König in Gelächter aus. "Aber, Kräuterfrau, was bildet sich dein Sohn denn ein, dass er die Kühnheit hat, die Königstochter heiraten zu wollen? Sieh dir doch einmal an, was für Königssöhne sich um sie bewerben, und sie weist sie ab!" Gerade in diesem Augenblick ertönten Trommeln und Musikinstrumente, und in den Hof des Palastes ritt auf einem schneeweißen Pferd ein Königssohn, der war ganz und gar in Gold gekleidet, und ihn begleiteten hundert junge Herren, seine Soldaten; er wollte um die Königstochter werben. "Sieh dir das gut an", sagte wieder der König zur Kräuterfrau, "und sage deinem Sohn Schuster bleib bei deinen Leisten, damit ich ihn nicht ins Gefängnis werfe und er für künftige Zeiten lernt, nicht wieder Schwiegersohn des Königs werden zu wollen!" So scheuchte er sie mit heftigen Worten hinaus, und die Kräuterfrau ging traurig zurück in ihre Hütte. Sehr früh am nächsten Tag rief der König seine Tochter, um mit ihr über den Königssohn zu sprechen, der sich um sie beworben hatte. Aber sie hatte ihn am Abend vorher gesehen, wie er in den Hof des Palastes eintrat, und wollte ihn auf keinen Fall zum Mann haben; er hätte einen viel zu großen Kopf, lange Stehohren und wäre überhaupt hässlich. Dann fragte sie ihren Vater: "Was wollte eigentlich die Kräuterfrau, Herr Vater, die ich aus dem Palast gehen sah?" Der erzählte ihr, dass diese gekommen war, um für ihren Sohn zu werben. Nun hatte die Königstochter den Sohn der Kräuterfrau beim Vorübergehen beobachtet, und er hatte ihr gefallen. Sie sagte daher zum König: "Herr Vater, ich habe sie alle satt, diese Könige und Königssöhne, alte und junge. Ich will einen Mann haben, der schön und tüchtig ist, auch wenn er kein Königreich hat. Wozu heißt es: Sie sollen mich Edelfrau nennen, wenn ich auch vor Hunger umkomme! Das will ich gerade nicht! Lass den Sohn der Kräuterfrau rufen, und rufe den Stockfisch von Königssohn mit der breiten Nase, der dir gefällt, und gib jedem von ihnen ein Schiff, damit beide auf die Reise gehen. Wer sich als der Tüchtigere erweist, zuerst zurückkehrt und am meisten Geld mitbringt, den werde ich nehmen." Der König wollte zuerst nicht darauf eingehen, aber die Königstochter umschmeichelte ihn und redete ihm zu, versuchte es so und versuchte es anders, schließlich gelang es ihr, ihn dazu zu bewegen, ihr den Gefallen zu tun. Der König lässt also den Königssohn und den Sohn der Kräuterfrau kommen und trägt ihnen auf, sich einzuschlafen und dorthin zu fahren, wohin Gott sie schicke. Der Königssohn fuhr fort auf Nimmerwiedersehen - er kehrte nicht zurück. Der Sohn der Kräuterfrau nahm sein Schiff und dachte darüber nach, womit er es beladen solle, denn er hatte ja kein Geld, irgend etwas zu kaufen. Da sagte seine Mutter: "Willst du nicht Bergsalz in den Höhlen und Meersalz auf den Salzfeldern sammeln und es, mit meinem Segen, anderswo verkaufen, wo sie so etwas nicht haben, damit du doch etwas verdienst?" Er belud sein Schiff mit dem Salz und fuhr und fuhr. Eines Tages kam er in ein Land, wo sie die Sitte, die Speisen zu salzen, nicht kannten; sie aßen sie ungesalzen, und so hatten die Speisen auch keinen rechten Geschmack. Als das Schiff Anker geworfen hatte, stieg der Sohn der Kräuterfrau aus und überlegte sich, wie er wohl seine Ware verkaufen könne. Da sie dort das Salz nicht kannten, nahm er etwas mit und zeigte ihnen, wie man die Speisen salzt. Die Leute gerieten ganz außer sich vor Freude. Es gefiel ihnen so gut, dass bis zum nächsten Tag alles Salz verkauft war. Als Bezahlung gaben sie ihm Gold, wovon sie einen ganzen Berg hatten, und sagten ihm, er solle abfahren und schnell wiederkommen und mehr Salz bringen, er könne dafür auch Gold bekommen, soviel er wolle. Er fuhr schnell nach Hause, ging zuerst zu seiner Mutter, gab ihr das Gold und die goldenen Kleider, die er für sie gekauft hatte, und sagte zu ihr: "Mutter, ich muss wieder fort, um noch mehr Salz zu holen und es zu verkaufen, dann werde ich ganz rasch ein reicher Mann sein, und der König kann sehen, was ich wert bin. Aber du, Mutter, rufe doch jetzt, da ich wieder fort muss, Meister und Obermeister des Bauhandwerks, die mir einen Palast bauen sollen, mit dem verglichen der Palast des Königs ein alter Stall ist. Ich will aber, dass er bis aufs letzte fertig ist, wenn ich zurückkehre." Die Kräuterfrau nahm das Gold, holte im Handumdrehen die Meister, und die bauten einen Palast, den alle bewunderten, und alle fragten, welchem Edelmann der wohl gehöre. Die Mutter selbst schmückte sich abends aufs feinste, legte ihre Goldsachen an, saß draußen vor der Tür und funkelte nur so von Stolz. Eines Tages kam auch der König vorbei, blieb stehen und fragte sie, wem denn der Palast gehöre. Als er hörte, dass er von dem Gold gebaut war, das ihr Sohn mitgebracht hatte, wunderte sich der König und fragte sie, wo ihr Sohn denn jetzt sei und warum er ihn nicht aufgesucht habe, als er zum erstenmal zurückgekommen war. "Mein König, lang mögest du leben", erwiderte die Kräuterfrau, "mein Sohn ist wieder fortgegangen, weil er noch mehr Gold gewinnen wollte, um dir zu zeigen, was er wert ist, damit du ihn achtest, wie er es verdient." Nach kurzer Zeit kam ihr Sohn mit noch größeren Reichtümern zurück. Der König schickte ihm Musik und Trommeln entgegen und ließ ihn in den Palast bringen. Darauf war gleich seine Hochzeit mit der Königstochter, sie wurden getraut, und alle, die ihn verspottet und gehänselt hatten, verstummten und sagten gar nichts mehr. Durch den Segen seiner Mutter, seinen Mut und seine Tüchtigkeit wurde der Sohn der Kräuterfrau zum Schwiegersohn des Königs, und er bekam viele Kinder mit seiner Frau, der Königstochter, und sie lebten gut und wir noch besser. Weder ich war dabei noch du, dass du es glauben müsstest. |
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