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Der Vogel Koreh
Der Vogel Koreh lebte einst vor langen, langen Zeiten an der mesopotamischen Küste. Er legte viele Eier, aber die Sorge um seine Jungen ließ ihm keine Ruhe. Er fürchtete, jemand könnte eines Tages das Nest mitsamt den Eiern zerstören. In seiner Angst flog er über die ganze weite mesopotamische Küste hin und her und hielt nach den Nestern anderer Vögel Ausschau. Wenn er eines fand, wartete er eine günstige Gelegenheit ab, stahl sich unbemerkt heran und legte dort seine Eier. Und so gab es bald im ganzen Lande kein Nest, das zwischen seinen Eiern nicht auch die des Vogels Koreh beherbergte. Seine Nachkommenschaft schlüpfte in fremden Nestern aus, wuchs und erstarkte in ihnen. Nachts, wenn alles schlief, flog dann der Vogel Koreh von Nest zu Nest und stieß seinen Lockruf aus. Die jungen Vögel, die seines Blutes waren, erwachten, weil sie seine Stimme erkannten. Sie breiteten die Flügel aus und flogen mit dem Vogel Koreh davon. Die übrigen Vögel jedoch hörten seine Stimme gar nicht, sie schliefen ruhig weiter. Auch die Märchen und Legenden rufen die Leser und die Hörer mit einer besonderen Stimme. Aber nicht jeder hört diese Stimme, und von denen, die sie hören, kann nicht jeder sie verstehen. |
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Dieses Märchen wurde mir von Jo Gerbeth (jo.gerbeth@web.de) zur Verfügung gestellt. |