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Die Hirtin und
der Schornsteinfeger
»Das ist allzu viel!« sagte sie. »Das kann ich nicht ertragen! Die Welt ist allzu groß! Wäre ich doch wieder auf dem Tisch unter dem Spiegel! Ich werde nicht froh, bevor ich wieder dort bin! Nun bin ich dir in die Welt hinaus gefolgt, nun kannst du mich auch wieder Zurückbegleiten, wenn du mich wirklich lieb hast.« Und der Schornsteinfeger redete ihr gut zu, sprach von dem alten Chinesen und vom Ziegenbocksbein-Oberunduntergeneralkriegskommandeursergeanten; aber sie schluchzte so heftig und küsste ihren kleinen Schornsteinfeger, dass er nicht anders konnte, als sich ihr fügen, obgleich es töricht war. Und so kletterten sie mit großer Mühe den Schornstein wieder hinunter und krochen durch das Rohr und den Kasten, das war gar nicht schön. Dann standen sie ihm dunklen Ofen und horchten hinter der Tür, um zu erfahren, wie es in der Stube stand. Dort war es ganz still; sie guckten hinein – ach, da lag der alte Chinese mitten auf dem Fußboden. Er war vom Tisch gefallen, als er hinter ihnen her wollte, und lag nun in drei Stücke zerschlagen da; der ganze Rücken war in einem Stück abgegangen, und der Kopf war in eine Ecke gerollt. Der Ziegenbocksbein-Oberunduntergeneralkriegskommandeursergeant stand, wo er immer gestanden hatte, und dachte nach. »Das ist grässlich!« sagte die kleine Hirtin. »Der alte Großvater ist in Stücke zersprungen, und wir sind schuld daran! Das werde ich nie überleben!« Und dann rang sie ihre winzig kleinen Hände. »Er kann noch genietet werden!« sagte der Schornsteinfeger. »Er kann noch genietet werden! Sei nur nicht so heftig! Wenn sie ihn im Rücken kitten und ihm einen guten Niet in den Nacken stecken, so wird er so gut wie neu und kann uns noch manches Unangenehme sagen!« »Glaubst du?« sagte sie. Und dann krochen sie wieder auf den Tisch hinauf, wo sie früher gestanden hatten. »Siehst du, so weit sind wir nun gekommen!« sagte der Schornsteinfeger. »Da hätten wir uns all die Mühe ersparen können!« »Hätten wir nur erst den alten Großvater wieder genietet!« sagte die Hirtin. »Ob das sehr teuer ist?« Und genietet wurde er. Die Familie ließ ihn im Rücken kitten, er bekam einen guten Niet durch den Hals; er war so gut wie neu, aber nicken konnte er nicht mehr. »Sie sind wohl hochmütig geworden, seitdem Sie in Stücke zersprungen sind?« sagte der Ziegenbocksbein-Oberunduntergeneralkriegskommandeursergeant. »Ich glaube nicht, dass Sie Ursache hätten, so gefährlich zu sein. Soll ich sie haben oder soll ich sie nicht haben?« Und der Schornsteinfeger und die kleine Hirtin sahen den alten Chinesen flehentlich an; sie fürchteten, er würde nicken, aber das konnte er nicht, und es war ihm unangenehm, einem Fremden zu erzählen, dass er beständig einen Niet im Nacken habe. Und so blieben die Porzellanleute beisammen und sie segneten Großvaters Niet und liebten sich, bis sie zerbrachen. |
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