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Das Froschmädchen
Märchen aus Albanien
Es waren einmal ein Mann und eine Frau, die waren schon
alt und hatten kein Kind. Sie beteten immer zu Gott, er möge ihnen doch ein Kind
schenken. Schließlich gingen sie auf eine Wallfahrt und wieder baten sie um ein
Kind, selbst wenn es ein Frosch sei.
Sie kehrten nach Hause zurück, und nach neun Monaten wurde ihnen ein Kind
geboren - aber was für eins? Ein Frosch!
Aber sie waren zufriedener damit, als wenn sie gar keins gehabt hätten.
Der Frosch hielt sich immer im Weinberg auf und kam nur selten nach Hause. Der
Vater arbeitete im Weinberg, und seine Frau brachte ihm jeden Tag sein
Mittagessen dorthin.
Aber da sie schon alt war, fing sie eines Tages an zu klagen: "Ach, meine Füße
wolle nicht mehr! Ich kann dir das Essen nicht mehr bringen!"
Da kam das Froschmädchen von draußen herein - es war nun schon vierzehn Jahre
alt - und sagte:
"Liebste Mutter, ich sehe wohl, ihr könnt dem Vater das Essen nicht mehr
bringen. Gebt es mir, ich gehe damit."
"Ach, meine liebe Tochter, das wird dir schwer ankommen. Wie könntest du das
Essen bringen? Du hast ja keine Hände, den Topf zu tragen!"
"Ich kann ihn tragen", antwortete der Frosch. "Setz mir nur den Topf auf den
Rücken und binde ihn mir an den Beinen fest. Und dann sei unbesorgt!"
"Nun, so versuche, ob du es kannst. "
Und die Mutter tat, wie es ihr die Tochter gesagt hatte.
Das Froschmädchen trug ihre Last den staubigen Weg entlang. Als sie aber an das
Gitter des Weinbergs kam, wo der Vater arbeitete, konnte sie es nicht öffnen und
auch nicht hinübersteigen. Da rief das Froschmädchen seinen Vater, der kam, nahm
ihr den Topf ab und aß.
Da sagte das Froschmädchen: "Vater, setz mich doch auf den Kirschbaum!"
Der Vater hob sie auf den Baum, und der Frosch fing an zu singen, so schön -
nein, so schön -, dass man meinen könnte, die Elfen sängen dort.
Da kam ein Königssohn vorüber, der war auf die Jagd geritten. Er lauschte lange
dem Gesang, und als nichts mehr zu hören war, ging er zu dem Alten und fragte:
"Alter, wer singt so schön?"
Der Alte antwortete: "Ich weiß es nicht. Ich habe nichts gesehen und gehört. Nur
die Krähen flogen vorüber."
"Aber sagt mir doch, wer es ist! Wenn es ein Mann ist, soll er mein Kamerad
sein. Ist es ein Mädchen, so soll es mein Liebchen werden."
Doch der Alte schämte und scheute sich und wollte nichts sagen.
Am anderen Tage brachte das Froschmädchen wieder dem
Vater das Mittagessen. Er setzte es auch wieder auf den Kirschbaum, und der
Frosch fing wieder an zu singen, dass das ganze Tal widerhallte.
Der Königssohn war auch wieder auf die Jagd geritten, vor allem aber war er
gekommen, um zu hören, wer da sang. Wie nun der Königssohn den Gesang hörte,
lauschte er, und als das Froschmädchen aufgehört hatte zu singen, ging er
wiederum zu dem Alten und fragte:
"Sagt mir doch, wer da singt!"
Der Alte antwortete: "Ich weiß es nicht. Ich habe nichts gesehen noch gehört.
Die Krähen flogen vorüber."
"Aber der Gesang ergreift mir das Herz! Ihr wisst es sicherlich, Alter, wer da
singt. Wenn es ein Mann ist, soll er mein Kamerad sein. Ist es ein Mädchen, so
soll es mein Liebchen werden!"
Da antwortete der Alte: "Ich möchte es wohl sagen, aber ich schäme mich - und
Euch wird es auch verdrießen."
"Habt nur keine Angst, erzählt es mir", bat der Königssohn.
Da erzählte der Alte ihm: "Der da singt, ist ein Frosch! Und es ist meine
Tochter!"
"Nun, so sag ihr, dass sie herabkommen soll."
Da kam das Froschmädchen herab und hub noch einmal zu singen an.
Dem Königssohn hüpfte das Herz vor Vergnügen und er bat:
"So sei du mein Liebchen! Morgen kommen die Bräute meiner Brüder in den Palast.
Und demjenigen, dessen Braut die schönste Rose mitbringt, will der König sein
ganzes Reich geben. Geh du als mein Liebchen dorthin und bringe dem König eine
Rose, wie du sie ausgesucht hast!"
Das Froschmädchen antwortete: "Ich werde kommen, wie du es wünscht. Du musst mir
aber vom Hofe den weißen Hahn schicken, auf dem will ich reiten."
Da ritt der Königssohn zurück und schickte vom Hofe den
weißen Hahn.
Das Mädchen aber ging zur Sonne und bat um Sonnenkleider.
Am nächsten Morgen bestieg das Froschmädchen den weißen
Hahn und nahm die Sonnenkleider mit. So ritt sie zur Königsstadt. Als aber ein
Frosch auf einem Hahn an die Stadtwache kam, wollte diese sie nicht
hereinlassen. Das Froschmädchen aber sagte, es wolle sich beim Königssohn
beklagen! Da öffnete man das Tor.
Sowie sie die Stadt betreten hatten, verwandelte sich
der Hahn in eine weiße Elfe. Aus dem Frosch aber wurde das schönste Mädchen von
der Welt. Es zog seine Sonnenkleider an und trug in der Hand als Blüte eine
Weizenähre. So schritt es zum Königspalast
Da kam der König zu der Braut seines ältesten Sohnes.
Sie zeigte ihm eine wunderschöne Rose. Darauf ging er zu der Braut des anderen
Sohnes, sie zeigte ihm eine Nelke. Dann wandte er sich zu der Braut des jüngsten
Sohnes, sah die Weizenähre und sagte:
" Du hast uns die schönste und zugleich die nützlichste Rose gebracht. Ich sehe,
du weißt, dass man ohne Weizen nicht leben kann - und dass du zu wirtschaften
verstehst. Was sollen uns andere Rosen und Gepränge? Werde du die Frau meines
jüngsten Sohnes, dessen Liebchen du warst. Ihm will ich mein Königreich
hinterlassen."
Und so wurde das Froschmädchen eine Königin. |