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Die Wetten des Flötenspielers
Es war einmal ein Faulpelz, dessen Beruf war es, Flöte zu spielen. In seiner großen Faulheit spielte er sie auf der Nase liegend. Als er so spielte, bemerkte er eine Schlange, die gab ihm hundert Franken. Als er sie seiner Frau brachte, fragte sie ihn: »Wo hast du sie gestohlen?« Er antwortete- »Nimm sie und kümmere dich nicht darum!« Dann ging er wieder hin, spielte, und die Schlange gab ihm nochmals hundert Franken. Als er zum dritten Mal an denselben Ort kam und spielte, sagte die Schlange zu ihm: »Ich bin krank und gehe nicht mehr aus. Grabe an dieser Stelle nach, und du wirst mich finden, Und wenn du mich gefunden hast, dann nimm mich und grabe mich in deinen Garten ein!« Der Flötenspieler tat so, und als er sie eingegraben hatte, entstand ein schöner Baum, der trug zweierlei Früchte, Quitten und Apfelsinen. Nun kam einst ein Kapitän und sah von ferne die Apfelsinen; sie fielen ihm auf, und er ging in ein Café und sagte, dass er noch nirgends solche Apfelsinen gesehen habe. Es befand sich aber, als er dies sagte, auch der Eigentümer des Baumes in diesem Café, der wettete, dass es Quitten seien. Der Kapitän erwiderte: »Bist du so dumm, zu behaupten, dass es Quitten sind, und es sind doch Apfelsinen? Um was wollen wir wetten? Ich setze mein ganzes Schiff ein.« Der andere setzte den Baum ein und seine Frau dazu. Am andern Tag trug jene Baum lauter Quitten. So hatte der Besitzer des Baumes gewonnen und bekam das Schiff. Darauf kam ein Jude, der hatte einen Korb mit verschiedenen Glaswaren. Dieser wieder sah den Baum mit Quitten, und er fiel ihm sehr auf wegen seiner Größe. Er wettet wieder mit dem Besitzer des Baumes, der behauptete, es wären Apfelsinen. Der Jude wettete um seinen Korb mit den Glaswaren, dass es Quitten wären; der andere wettete um denselben Baum und das Schiff, dass es Apfelsinen wären. Am andern Morgen trug der Baum Apfelsinen, und sein Eigentümer hatte die Wette und den Korb mit Gläsern gewonnen. Der Jude war aber schlau, er ging weg und kehrte wieder zu seinem Dorf zurück. Als er seine Geschäfte besorgt hatte, kam er wieder und suchte die Frau dessen, der den Baum besaß, auf und sagte zu ihr: »Nimm alle Glaswaren, welche ich trage!« Sie nahm sie und wollte sie ihm bezahlen, aber er behielt das Geld nicht, sondern ging wieder vorbei und sagte zu ihr: »Ich will kein Geld, sondern ich will dich!« und gab es ihr zurück. Und er sagte zu ihr: »Ich will, dass du mir sagst, was es für eine Bewandtnis mit diesem Baum hat.« Sie antwortete: »Mein Mann war ein Faulpelz und spielte einst in einer Mühle die Flöte. Da kam eine Schlange, und er brachte sie und pflanzte sie in unserm Garten ein. Und sie treibt zweierlei Früchte, Apfelsinen und Quitten.« Da ging der Jude weg und suchte ihren Mann auf und sagte zu ihm.- »Wir wollen wetten, dass dein Baum Quitten trägt.« Der Besitzer des Baumes behauptete, er trage Apfelsinen und Quitten." Wir wollen wetten, dass dein Baum Quitten trägt." Der Besitzer des Baumes behauptete, er trage Apfelsinen, und er wettete um das Schiff, den Baum und seine Frau, der Jude um einen Korb. Am andern Morgen trug der Baum Quitten, und der Jude nahm seinen Gewinn und ließ den Flötenspieler im Elend. Als er nun allein war, ärgerte er sich sehr über die Sache und ging und suchte die Sonne auf und sagte zu ihr: »Was soll ich tun, um mich zu retten?« Die Sonne erwiderte: »Suche denselben Juden auf und wette mit ihm, dass ich in Akrotiri aufgehe, obwohl ich gewöhnlich in Anafi aufgehe. Aber an diesem Tage werde ich in Akrotiri aufgehen, um dir zu helfen. « Da sucht jener den Juden auf und sagt zu ihm: »Wir wollen wetten, dass die Sonne in Akrotiri aufgeht.« Der Jude erwiderte: »Ei, du Dummkopf, sie geht in Anafi auf.« Sie wetteten also an diesem Tage, und der Jude setzte alles ein, was er gewonnen hatte, der andere aber setzte sein Leben ein. Des Morgens gingen sie auf ein Feld, um zu sehen, wo die Sonne aufgeht. Und die Sonne ging wirklich in Akrotiri auf, und der, welcher sein Leben eingesetzt hatte, gewann. Nachdem er sein ganzes Vermögen wiedergewonnen hatte, ging er nach Hause und schlug seine Frau tot. Dann setzte er sich in seinem Hause zur Ruhe und freut sich seines Lebens bis heute. |
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Dieses Märchen wurde mir von Dieter [chax@wtal.de] zur Verfügung gestellt. |