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Der Erbsenmillionär


Es war einmal eine arme Frau, die hatte einen Sohn. Der fand eines Tages eine Kichererbse und sagte zu seiner Mutter: »Was soll ich mit dieser Erbse anfangen? Wir wollen sie einpflanzen, dass sie viele Erbsen erzeuge, und dann wollen wir diese Erbsen pflanzen, damit jede wieder viele Erbsen hervorbringe.« Dann überlegte er: >Wo soll ich denn alle diese Erbsen unterbringen, die ich bekommen werde?< Und er ging zum König und bat ihn, ihm Lagerräume für seine Erbsen zu geben. Er hatte aber immer nur die eine Erbse.

Als der König gehört hatte, dass er reich wäre und viele Lagerräume wünsche, um seine Erbsen unterzubringen, sagte er zu der Königin: »Der ist gut dafür, dass wir ihm unsere Tochter zur Frau geben. « Er sagt also zu dem Jüngling, er wollte ihn zu seinem Schwiegersohn machen. Vorher wollte er aber feststellen, ob er wirklich reich und gut gewöhnt sei. Er behielt ihn also bei sich, um ihn im Schlosse schlafen zu lassen. Man gab ihm ein Bett, das war gefüllt mit Hobelspänen. Als er sich schlafen legte, verlor er die Erbse und suchte sie die ganze Nacht; am Morgen fand er sie endlich. Den anderen Abend blieb er wieder im Palast. Man gab ihm jetzt ein schönes Bett mit Polstern; er verlor wieder seine Erbse, fand sie aber gleich wieder und schlief dann ein. Nun sagten sie dem König, dass er die erste Nacht, als er auf den Hobelspänen lag, gar nicht geschlafen habe, aber am zweiten Abend, als er in dem schönen Bett lag, sei er eingeschlafen. Da sagte der König zur Königin: »Wir wollen ihm unsere Tochter geben, er ist wirklich vornehm.« Sie boten sie ihm zur Frau an, und er erklärte sich bereit, sie zu nehmen.

Die Hochzeit wurde gefeiert, und die junge Frau sagte nun zu ihrem Mann: »Führe mich jetzt in dein Haus; du sagtest ja, dass du schöne Häuser besitzest.« jener aber besaß weiter nichts als die Erbse. Er weinte und jammerte nun, was er tun solle, da er nichts habe, wohin er die Prinzessin führen könne. Schließlich nahm er seine Flinte, ging aufs Feld, setzte sich dort hin und rief seufzend: »0 weh, meine Mira!« Da erschien auf einmal ein Mohr und sagte: »Was willst du? Was du willst, werde ich dir schaffen.« Da begann der zu erzählen: er sei mit einer Prinzessin verheiratet, der er gesagt habe, dass er reich sei, und er habe doch nur eine Erbse. »Jetzt sagt sie zu mir, ich solle sie in mein Haus führen, und ich habe doch keines. « Der Mohr versetzte: »Nimm diese vierzig Schlüssel, und von dort an, wo du deinen Weg antrittst, werden alle Arbeiter in den Weinbergen dir gehören. In einem Jahr wirst du Herr dieses Schlosses sein. Zu diesem Zeitpunkt passe gut auf: ich werde wiederkommen und dir zwölf Rätsel aufgeben, und wenn du sie löst, wird das Schloss dir gehören; wenn nicht, fresse ich dich auf.«

Der Mann nahm also die Schlüssel und führte seine Frau in das Schloss; dies war schöner als das des Königs und alle Zimmer voll Geld. Er aber gab das Geld den Armen, und bis das Jahr um war, hatte er keine Pendara mehr, weil er alles verteilt hatte. Es kam der Abend, wo er den Mohren erwartete. Diesen Abend erschien ein alter Mann bei ihm und bettelte um Geld, weil er arm sei. jener antwortete: »Ich habe nichts mehr, Alter, ich habe alles verteilt.« Der Greis erwiderte: »So lass mich wenigstens hier schlafen!« Der wollte es erst nicht, weil er fürchtete, dass der Schwarze auch den Alten fressen würde. Aber der Greis versetzte: »Lass mich nur hier schlafen, mein Sohn, und gehe auch du schlafen mit deiner Frau und fürchte dich nicht!« Um Mitternacht kam also der Mohr und rief ihn heraus. Der Greis antwortete statt seiner: »Holla, du da draußen!« Der Mohr fragte: »Bist du bereit, die zwölf Rätsel zu hören?« Der Greis antwortete: »Sage sie!«

Der Mohr begann: »Was bedeutet die Eins?« Der Greis antwortet:

»Einer ist Gott.«

»Was bedeutet die Zwei?« - »Zwei Hörner hat der Teufel, und einer ist Gott.«

»Was bedeutet die Drei?« - »Dreigestaltig ist die Gottheit; zwei Hörner hat der Teufel, und einer ist Gott.«

»Was bedeutet die Vier?« - »Viereckig ist das Kreuz; dreigestaltig ist die Gottheit; zwei Hörner hat der Teufel, und einer ist Gott.«

»Was bedeutet die Fünf?« - »Fünf Finger hat die Hand; viereckig ist das Kreuz; dreigestaltig ist die Gottheit; zwei Hörner hat der Teufel, und einer ist Gott.«

»Was bedeutet die Sechs?« - »Sechs Sterne haben die Plejaden; fünf Finger hat die Hand; viereckig ist das Kreuz; dreigestaltig ist die Gottheit; zwei Hörner hat der Teufel, und einer ist Gott.«

»Was bedeutet die Sieben?« - »Aus sieben Jungfrauen besteht der Reigen; sechs Sterne haben die Plejaden; fünf Finger hat die Hand; viereckig ist das Kreuz; dreigestaltig ist die Gottheit; zwei Hörner hat der Teufel, und einer ist Gott.«

»Was bedeutet die Acht?« - »Acht Füße hat der Polyp; aus sieben Jungfrauen besteht der Reigen; sechs Sterne haben die Plejaden; fünf Finger hat die Hand; viereckig ist das Kreuz; dreigestaltig ist die Gottheit; zwei Hörner hat der Teufel, und einer ist Gott.«

»Was bedeutet die Neun?« - »In neun Monaten wird das Kind geboren; acht Füße hat der Polyp; aus sieben Jungfrauen besteht der Reigen; sechs Sterne haben die Plejaden; fünf Finger hat die Hand; viereckig ist das Kreuz; dreigestaltig ist die Gottheit; zwei Hörner hat der Teufel, und einer ist Gott.«

»Was bedeutet die Zehn?« - »Zehn Zehen hat das Schwein; in neun Monaten wird das Kind geboren; acht Füße hat der Polyp; aus sieben Jungfrauen besteht der Reigen; sechs Sterne haben die Plejaden; fünf Finger hat die Hand; viereckig ist das Kreuz; dreigestaltig ist die Gottheit; zwei Hörner hat der Teufel, und einer ist Gott.«

»Was bedeutet die Elf?« - »Um elf Uhr hören die Leute mit Säen auf; zehn Zehen hat das Schwein; in neun Monaten wird das Kind geboren; acht Füße hat der Polyp; aus sieben Jungfrauen besteht der Reigen; sechs Sterne haben die Plejaden; fünf Finger hat die Hand; viereckig ist das Kreuz; dreigestaltig ist die Gottheit; zwei Hörner hat der Teufel, und einer ist Gott.«

"Was bedeutet die Zwölf?« - »Zwölf Monate hat das Jahr; um elf Uhr hören die Leute mit Säen auf; zehn Zehen hat das Schwein; in neun Monaten wird das Kind geboren; acht Füße hat der Polyp; aus sieben Jungfrauen besteht der Reigen; sechs Sterne haben die Plejaden; fünf Finger hat die Hand; viereckig ist das Kreuz; dreigestaltig ist die Gottheit; zwei Hörner hat der Teufel, und einer ist Gott.«

Als der Alte diese Rätsel gelöst hatte, sagte der Mohr zu ihm: »Du hast gesiegt. Was willst du jetzt?« - »Ich möchte, dass du dreizehn Meilen weit gehst und zerplatzest.« Da verschwand jener, der Greis aber weckte den Jüngling und seine Frau und sagte zu ihnen: »Jetzt fürchtet euch nicht mehr. Alles, was jenem Mohren gehört hat, gehört jetzt euch.« Damit ging der Greis von dannen, und jene lebten glücklich und wir noch glücklicher.


Dieses Märchen wurde mir von Dieter [chax@wtal.de] zur Verfügung gestellt.