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Don Quichotte
Der Einzug in Barcelona So trieben der Herzog und seine Leute ihren Schabernack mit dem Ritter von der traurigen Gestalt und seinem Stallmeister. Doch mit der Zeit fanden sie auch diese Possen zu langweilig. Und als Don Quichotte wieder einmal zum Aufbruch trieb, sagte der Herzog nicht nein, sondern gab den beiden Reisegeld und ließ sie ziehen. Sie ritten eilig auf Saragossa zu und wären wohl auch noch zu dem großen Turnier zurechtgekommen, wenn sie nicht, in der Nacht, einer Bande von vierzig Räubern in die Hände gefallen wären. Der Räuberhauptmann hieß Roque Guinart, stammte aus einem vornehmen Haus in Barcelona, hielt seine Räuber in Zucht, wäre gerne wieder heimgekehrt und ein braver Mann geworden, aber er hatte zuviel Unheil angerichtet! Der Vizekönig von Barcelona hätte ihn auf der Stelle hängen lassen! So musste er bleiben, was er geworden war: ein Räuberhauptmann. Er war ein trauriger Mensch, der es liebte, wenn die anderen lachten. Deshalb schickte er dem Don Antonio, einem alten Freund, einen Boten, der rechtzeitig Don Quichottes Ankunft in Barcelona meldete. Don Antonio empfing also, beritten und mit vielen lustigen Kumpanen, den Ritter und dessen Diener bereits am Stadttor. Es war am Johannistag. der im Hafen und am Ufer mit einer großen Parade gefeiert wurde. Und so glaubte Don Quichotte, dass die Manöver der Segelschiffe und Galeeren, der Vorbeimarsch der Regimenter, die wehenden Fahnen und die Salutschüsse zu Wasser und zu Lande seinetwegen zu sehen und zu hören wären. Er glaubte es um so mehr, als ihn die Zuschauer, nicht zuletzt die Gassenjungen, beim Namen riefen. »Hoch, Don Quichotte! Vivat, Don Quichotte! Hurra, Don Quichotte! « Er grüßte stolz und gerührt, denn er wusste nicht, dass auf seinem Rücken ein Zettel klebte! Don Antonio hatte ihn eigenhändig und heimlich angebracht, und darauf stand: »Ich bin der tapfre Ritter Don Quichotte ! Huldigt mir! « So dachte Don Quichotte bei sich: Das ist der schönste Tag meines Lebens! Irren ist menschlich. Er wusste nicht, dass es der traurigste Tag seines Lebens werden würde. Als die Parade vorüber war, begegnete ihm am Strand ein anderer Ritter! Der hatte einen silbernen Mond im Schild, trug das Visier gesenkt, verstellte ihm den Weg und rief: »Meine Dame ist doppelt so schön wie die Eure! « - »Ihr lügt! « antwortete Don Quichotte. - »Dreimal so schön wie Eure Dulzinea von Toboso!« rief der Ritter vom Silbernen Mond. - »Das sollen die Waffen entscheiden! « sagte Don Quichotte. - »So sei es!« rief der andere. »Und der Sieger soll die Zukunft des Besiegten bestimmen!« Don Antonio wurde zum Schiedsrichter bestellt. Er steckte das Kampffeld ab, prüfte die Rüstungen, die Lanzen und die Pferde, bat die zwei Ritter, ihre Plätze einzunehmen, und gab das Zeichen zum ersten Waffengang. Der Kampf war kurz. Ohne die Lanze einzulegen, sprengte der Ritter vom Silbernen Mond auf die Feldmitte los. Sein Pferd war viel kräftiger und schneller als die dürre Rosinante, stieß seinen Kopf in ihre Rippen - und schon lag Don Quichotte im Sand! Der Gegner setzte ihm die Lanzenspitze auf die Brust und sagte: »Ich bin der Sieger und befehle Euch, unverzüglich nach Hause zu reiten und für ein Jahr Harnisch und Lanze abzulegen!« »Ich bin der Besiegte«, sagte Don Quichotte ernst und feierlich. »Ihr habt mein Wort, und ich werde es halten. « Dann ließ er sich aufs Pferd helfen und ritt, ohne sich umzuwenden, aus Barcelona hinaus. Sancho Pansa trabte mit seinem Esel hinterdrein. Als sie nicht mehr zu sehen waren, fragte Don Antonio den Ritter vom Silbernen Mond, wer er sei. »Mein Name ist Simson Carrasco«, sagte der andere. »Ich stamme aus Don Quichottes Heimat und bin ein Freund seiner Freunde. Wir waren seinetwegen in Sorge, und sie beauftragten mich, ihn heimzubringen. Deswegen verkleidete ich mich als Ritter. Und deswegen musste ich ihn besiegen.« - »Wird er sein Wort halten?« fragte Don Antonio zweifelnd. - »Don Quichotte hält sein Wort! « gab Simson Carrasco zur Antwort und ritt in seinen Gasthof, um die Rüstung abzulegen und sein bürgerliches Wams anzuziehen. Don Quichotte hielt sein Wort. Als sie in einem Walde rasteten, hängte er den Harnisch, die Beinschienen, den Helm, das Schwert und die Lanze an einen alten, mächtigen Baum. Und dann ritten sie traurig nach Hause. Dort war die Freude groß. Die Haushälterin, der Barbier, der Pfarrer, die Nichte und Frau Pansa empfingen die zwei mit offenen Armen, obwohl sie ohne Königreiche und Reichtümer heimkehrten. »Wir haben euch wieder«, sagten sie fröhlich, »und das ist die Hauptsache!« So schien alles gut. Don Quichotte wurde vernünftig und lächelte über seine Abenteuer. Und die Freunde lächelten erst recht. Doch eines Tages legte er sich zu Bett, verabschiedete sich von allen, besonders herzlich von Sancho Pansa, schloss die Augen und wachte nicht wieder au£ Don Quichotte starb mit seinem Traum. |
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