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Von der Bärin, dem Bauer und der Füchsin
Es war einmal ein Bauer, der ackerte, und bei dem kam eine Bärin und ein Hase vorbei. Und der Hase küsste die Bärin; dann aber schämte sich die Bärin und sprach: »Wie konnte mich so ein Hase küssen, den ich ja sonst nicht ansehe? « und bat den Bauer: »Sage ja Niemandem, dass mich der Hase geküsst hat, ich gebe dir auch einen Korb voll Honig. Sagst du aber etwas, dann freß' ich dich.« Der Bauer versprach, Niemand etwas zu sagen, und nahm den Honig an. Als am Abend der Bauer nach Hause fuhr, schlich ihm die Bärin heimlich nach, stieg leise, leise auf das Dach und lauerte. Da kam der Bauer, trat ins Haus, setzte sich, aß, holte dann den Honig herbei und gab davon dem ganzen Hause zu essen. Da fragten ihn seine Leute, wo er den Honig gefunden habe. Er sagte: »irgendwo«, und wollte es nicht gestehen. Aber sie quälten ihn so lange, bis er es ihnen endlich doch erzählte. Die Bärin, welche oben auf dem Hause saß, hörte alles mit an, stieg dann herunter und ging auf den Acker. Wie nun des andern Morgens der Bauer auf den Acker kam, da sagte ihm die Bärin: »jetzt freß' ich dich, denn du hast es erzählt. « Der Bauer verschwur sich hoch und teuer, dass er nichts gesagt habe. Die Bärin aber sprach: »Ich habe oben auf dem Dache gesessen und Alles gehört, und drum will ich dich jetzt fressen. « Da bat sie der Bauer: »Lass mich den Acker noch fertig säen, und dann friss mich. « »Meinetwegen, aber mach' schnell, denn wenn ich zurückkomme, werd' ich dich fressen. « Nach einer Weile kam eine Füchsin des Weges, die sah den Bauer bekümmert da stehen und fragte ihn: »warum bist du so traurig? « Da erzählte ihr dieser: so und so. »Bah«, sagte die Füchsin, »und das bekümmert dich so sehr? - Was gibst du mir, wenn ich dir aus der Klemme helfe? « »Einen Sack voll Hühner und noch ein paar in der Hand.« »Gut«, sagte die Füchsin. »Wenn die Bärin zurückkehrt, so werde ich oben auf dem Berge hervorkommen und dir zurufen: He, Bauer, gibt's hier was für den König zu jagen? Und dann musst du antworten: nein, es gibt nichts. Und wenn ich dich dann frage: was ist das dort? dann musst du antworten, was dir die Bärin sagt. « Darauf kam die Bärin und wollte ihn fressen. Da kam die Füchsin auf dem Berg hervor und rief: »He, Bauer! Gibt’s hier etwas für den König zum Jagen? «
»Sage: nein, es gebe nichts«, sagte die Bärin zum Bauer.
Da löste der Bauer das Pflugjoch ab, und schlug damit auf die Bärin, bis sie tot war. Drauf sprach der Bauer zur Füchsin: »Für das Gute, das du an mir getan hast, werde ich dir einen Sack voll Hühner und ein paar in der Hand bringen. « »Warum so viele, mein Guter? Ein Paar würde hinreichen. « »Nein, nein, ein Mann ein Wort! « erwiderte der Bauer. »Wo kann ich dich finden?« »An dem und dem Ort ist meine Höhle«, sagte die Füchsin; »da komm' hin und ruf' mich heraus. « Der Bauer aber tat zwei Hasenhunde in den Sack, nahm ein paar Hühner in die Hand, ging damit zur Höhle der Füchsin und rief ihr zu, »sie solle ihre Hühner nehmen. « »Lass sie los«, sagte die Füchsin, »da fang ich sie schon. « »Komm näher«, meinte der Bauer, »damit du sie sicher fängst. Zuerst will ich dir die im Sack geben, und dann die, welche ich in der Hand trage. « Die Füchsin stellte sich also auf und passte, bis der Sack gelöst wäre und sie die Hühner fressen könnte. Da geht der Sack auf, die Hunde werden los und stürzen auf die Füchsin. Sie nehmen sie bald von rechts, bald von links, können sie aber doch nicht fassen. Und wie sich die Füchsin von ihnen losgemacht, sprang sie auf einen Marmorfelsen um sich auszuruhen, und sagte zu sich: »meine Mutter war kein Richter und mein Vater war auch kein Richter; was kam mir alten Esel an, den Richter zu spielen? Da wollt' ich doch gleich, dass einer da wäre, und mich totschlüge, dass er mich am Schweife fasste, und mich so lange walkte, bis ich drauf ginge.« Auf dem Felsen war aber ein Mann versteckt, der hatte zugehört, und packte die Füchsin beim Schweife, und schlug sie so lange, bis sie hin war. |
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