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Warum keine Advokaten mehr in den Himmel kommen
Als der erste Advokat einst in den Himmel kam, ging er sogleich zu Johannes dem Täufer und sagte: »Wie ich sehe, ist der Sankt Petrus, der seinen Herrn verleugnete, hier Pförtner. Lieber Johannes, diesen Posten müsstet Ihr doch eigentlich haben. Denn Ihr seid doch der leibhaftige Vetter unseres Herrn! Und Ihr habt dem Erlöser Euer Leben lang die Treue gehalten; Euretwegen hat kein Hahn zu krähen brauchen. Außerdem hat man Euch um der Wahrheit willen' das Haupt abgeschlagen. So kommt es doch allein Euch zu, Herr der Himmelspforte zu sein.« »Du magst wohl recht haben«, antwortete Sankt Johannes, »aber daran ist nichts mehr zu ändern, denn unser Vertrag ist nun einmal so abgeschlossen.« »Deshalb braucht er aber doch nicht so zu bleiben. Einen Vertrag kann man umstoßen!« »Unseren aber nicht.« »Ein Advokat bringt auch das fertig.« »Und was wäre dann zu tun?« »Wir müssten einen Prozess anstrengen.« Der Advokat suchte in den Himmelsakten nach den nötigen Schriftstücken, und so bekam Sankt Petrus am folgenden Tag einen langen Brief, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass man mit ihm prozessieren wolle. Und obwohl nun Sankt Petrus das, was der Advokat schrieb, nur zur Hälfte begriff, erkannte er doch, dass die Sache für ihn nicht besonders günstig stand. Die Nacht ist jedoch ein guter Ratgeber, und so sandte Sankt Petrus am anderen Tage folgenden Brief an Johannes den Täufer: »Lieber Bruder! Was du mir alles in deinem Brief mitteilst, scheint mir nicht stichhaltig und ganz unbegründet, und es wäre mir ein leichtes, alles zu widerlegen. So wollen wir es denn auf einen Prozess ankommen lassen. Doch werden wir uns noch ein wenig gedulden müssen, denn du hast deinen Anwalt ja schon gefunden; so müssen wir warten, bis ein zweiter in den Himmel kommt, der meine Sache vertritt. « Seitdem aber passt Sankt Petrus gut auf, dass kein zweiter Advokat in den Himmel kommt. Klopft einer an die Himmelspforte, so ruft er mit Donnerstimme: »Advokat? In die Hölle mit dir!« |
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