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Der unglückliche König

In der alten Zeit gab es einen König, einen mächtigen König, der hatte unzählige Schätze und unberechenbaren Reichtum, aber er war kinderlos und zeugte keinen Sohn. Und er hatte unerträglichen Kummer darum, und wer ein Arzt war oder ein Arzneikundiger oder ein erfahrener Mann, dem sagte er es, und der machte ihm Arzneien, Zaubermittel und Medizinen, damit die Königin schwanger würde, aber alles blieb nutzlos; umsonst und vergeblich vertan waren alle Ausgaben. Und er hatte keine Ruhe im Serail, Tag und Nacht, Winter und Sommer nicht.

Eines Morgens steht der König mit Tagesanbruch auf, bekümmert, nachdenklich, nimmt seinen Weg einsam und allein, geht heraus aus der Stadt, wandert durch die Gegend hierhin und dorthin in den Bergen, den Schluchten, wurde müde und setzte sich nieder unter einem großen Baum in den Tau, um sich auszuruhen. Da kommt unversehens, plötzlich ein Drache hervor, riesig groß, dessen Augen wie Eier waren und leuchteten wie Spiegel; seine Nase war wie eine Mohrrübe, seine Augenlider wie Verschläge, sein Schnurrbart wie Werg, sein Kopf wie ein Kessel, seine Stirn wie ein Teller, seine Lippen wie die eines Mohren, seine Fratze plumpgeformt und pockennarbig, seine Handflächen wie Mangeln, seine Beine wie Balken, sein Bauch wie eine grobe Sackdecke. Er näherte sich und grüßte mit zweifacher Verbeugung und sagte zu ihm:

»Heil Euch, Herr König!«

"Gleichfalls, Drache, setze dich und ruhe dich aus!«

Der Drache setzte sich und schnaufte, und aus seinen Nasenlöchern kam schwarzer Rauch.

»Wie kommen wir zu diesem Glück, Herr König, dass du dich in diese öden Gegenden verirrtest?«

"Lass dir erzählen, Drache! Aber erst sage mir, warum du mich König nennst?«

»Weil ich an deiner Hoheit erkenne, dass du König bist.«

Da seufzte der König tief auf, und es kam aus seinem Mund und seiner Nase Rauch; und der Drache merkte, dass er großen Kummer habe, und fragte ihn: »Was hast du, Herr König, dass du schwer seufzest?«

»Was soll ich dir sagen, lieber Drache, ich habe unerträglichen Kummer, und was ich auch mache, ich fand kein Gegenmittel.«

»Sag mir, Herr König, deinen Schmerz, wenn möglich, an! Und ich werde irgendein Mittel für dich wissen.«

»Gott will mir keinen Erben für meine Güter und meine Habe geben, und ich bin dem Sterben nahe vor Kummer, ich und die Königin. Und alle Heilkuren, die uns die Ärzte und die Arzneikundigen und erfahrene Leute angaben, waren umsonst und erfolglos.«

»Gräme dich nicht, Herr König, trauere nicht: ich weiß eine erstaunliche Arznei dir zu geben, dass sofort die Königin schwanger wird und einen Knaben gebiert, aber ich will mit dir einen Vertrag schließen: wenn der Knabe groß wird und achtzehn Jahre alt wird, dann werde ich eines Tages kommen, und du sollst ihn mir geben und ich werde ihn nehmen und als mein eigen behalten.«

Der König sann nach, sann nach und sagte: »Lass mich gehen und es der Königin sagen, dass wir uns miteinander beraten; und wenn auch sie zustimmt, so will ich wiederkommen und dich hier wieder treffen und es dir sagen.«

Mit diesen Worten und Verabredungen verabschiedeten und trennten sie sich; und der König kam in sein Serail und sprach mit der Königin. Aber diese ging nicht darauf ein, stimmte nicht bei. Abends, als sie sich zu Bett gelegt hatten, wiederholte der König dasselbe: »Wir haben so lange, so lange gewartet, und Gott hat uns kein Kind geschenkt, und da wir ohne Erben und ohne Kinder verzweifelt sind, so müssen wir auf den Handel mit dem Drachen eingehen. Möge Gott es dann geben, dass du schwanger wirst und ein Kind gebierst, dass wir es aufziehen, dass der Drache ganz vergisst, es zu verlangen; möglich, dass der Drache bis dahin gestorben ist, und am Ende, am Ende, wenn er schließlich kommt und das Kind unverzüglich fordert, so wollen wir ihn auf jede Weise gut stimmen, dass wir seinen Willen tun, damit er es uns schenke.«

Sie einigten sich, und als es Tag war, ganz frühmorgens, stand der König auf und schlug die Landstraße ein und kam an dieselbe Stelle und fand den Drachen. Und sie begrüßten sich und einigten sich dann und machten einen ordentlichen Vertrag nach dem Vorherbesprochenen und gaben sich die Hände und nahmen und gaben das Versprechen, nicht einer den andern zu hindern. Dann holte der Drache drei Äpfel und drei Birnen hervor und gab sie dem König und trug ihm auf, diese Äpfel und Birnen zu nehmen und nach dem Palast zu bringen und wenn es Abend wäre, zu essen und zu trinken mit der Königin; jeder aber von ihnen solle je einen Apfel und eine Birne essen und zu Bett gehen; und das sollten sie auch morgen Abend machen, und übermorgen Abend dasselbe.

So besprachen sie sich also, verabschiedeten und trennten sich. Und der König kam und tat, was ihm der Drache vorgeschrieben hatte. Und nach einigen Tagen fühlte sich die Königin schwanger, und als ihre Zeit gekommen war, kreißte sie und gebar einen allerliebsten Pallikaren, der gleich der Sonne glänzte. Und es wurde im Lande verkündigt und es herrscht große Freude und Jubel. Und das Kind hatte zehn Ammen, sie hätschelten es und warteten es und nährten es mit Hühnermilch; dass nur nicht Gott regne und es beregne oder die Sonne es verbrenne, sondern sie schützten es mit Fächern und passten auf, mochte es nun schlafen oder wachen, abwechselnd Tag und Nacht.

Einjahr kam - ein Jahr ging: es kamen und verflossen siebzehn Jahre und es lief das achtzehnte. Der Königssohn wurde groß und war bekannt in der Welt, berühmt im ganzen Lande, auf der bewohnten Erde. Und die Eltern schauten auf ihn und vergötterten ihn und wussten nicht, wie sie ihre Freude auslassen sollten. Eines Tages, mitten in ihrem Glück, in ihrer Sorglosigkeit - siehe da! - erschien der Drache, jener riesenhafte, an der Pforte des Serails, und mit einer Wendung, die er zu den Türstehern machte, ließ er sie wie der Wind verschwinden, trat in den Palast ein und erschien vor dem König und der Königin und verlangte das Kind, das er ihnen gemacht hatte. Der König und die Königin, verzweifelt und mit weinendem Herzen, fielen unter bitteren Tränen dem Drachen zu Füßen und baten ihn, ihnen das Kind zu schenken; sie wollten ihm schenken, was er von ihnen fordere, ob er nun Gold wolle oder Perlen - was er wolle. Aber der Drache ging nicht darauf ein, sondern stampfte mit seinem Fuß auf und erschütterte den Palast wie eine Rohrhütte, dass er einstürzen wollte, und seine Augen leuchteten und blitzten wie Blitze, und alle im Palast zitterten und erbebten vor Furcht wie Rohr, und wie viel Bitten sie auch an ihn richteten, wie viel Worte sie sagten, wie viel Dinge sie ihm versprachen, dass sie ihn als ihren Wesir einsetzen, dass sie ihm eine Belohnung bewilligen wollten, dass er Tag und Nacht beim König bleiben solle, damit sie auch das Kind hätten und sich an ihm freuten - nein! nein! Dergleichen solle nicht stattfinden! Dann nahm der Drache, mochten sie wollen oder nicht wollen, den Knaben an der Hand und schleppte ihn fort; und niemand wagte, ihm entgegenzutreten. Und er ging heraus und nahm ihn mit in den Wald hinaus, in die Ferne.

Weit weg, an einer Schlucht, hielt der Drache an, damit er und der Königssohn sich ausruhen. Dort selbst gab es einen tiefen trockenen Brunnen; nur in der Tiefe schien es, als wenn Wasser glänzte. Der Drache macht sich daran, bindet seine wollenen Gürtel zusammen und bindet dann den Knaben daran und lässt ihn in die Tiefe des Brunnens hinab, setzt ihn ab und geht weg. Der Königssohn, der Unglückliche, weinte, stöhnte und überlegte, wie sein Los werden wurde, und fürchtete, dass er sterben müsste. Da plötzlich kam aus einem großen Loch ein Mensch hervor und nimmt den Knaben und schleppt Ihn an einen dunklen Ort, wo es vielerlei Gerätschaften gab und auch einen ehernen Kessel, ein Kasán, voll bis oben hin, gefüllt mit Menschenfleisch, das auf dem Herde langsam schmorte und lieblich duftete. Und er sagt zu ihm, dass der Drache jeden Tag einen Menschen bringe und ihn in den Brunnen werfe und den Vorgänger schlachte und ihn dem neuen übergebe, dass er ihn koche, zurecht mache, damit er für den Kessel bereit sei; abends komme er dann und fresse ihn, und den andern Morgen ebenso, und jeden Tag desgleichen.

Gegen Abend kommt der Drache, setzt sich, isst und isst, fraß den ganzen Kessel Fleisch auf, schlachtete den armen Teufel, der gekocht hatte, den Vorgänger, und übergab ihn dem Königssohn und ging auf und davon. Da nahm der Königssohn - was sollte er machen? - den geschlachteten und gevierteilten Menschen und kochte ihn und bereitete ihn zu und richtete ihn an mit schön duftenden Kräutern. Gegen Abend kam der Drache, setzte sich, aß, bis er satt war, und drehte sich darauf um und sagte zu dem Königssohn, er sei befriedigt von dem Essen, das er ihm gemacht habe, und mache ihn zu seinem ständigen Koch, damit er jeden Tag die Menschen koche, die er ihm bringe, und sie ihm schlachte.

So sprach der Drache und so tat er auch. jeden Tag kam er und ging befriedigt weg. Aber der Königssohn weinte und stöhnte Tag und Nacht; er schloss kein Auge, er hatte keine Ruhe, sondern überlegte, wie er aus den Händen des Drachen entkommen könne, aber er fand kein Mittel. Als er eines Tages saß, hörte er ein Gebrüll aus den Winkeln der Höhle, wo es Gräben gab. Er suchte und sieht einen Menschen, der leuchtete wie die Sonne, wie ein Engel; und er führte ein riesenhaftes Pferd am Zügel, welches wieherte, dass die Höhle erbebte. Und der Reiter ruft ihm zu, und er springt auf das Pferd, und dieses rührte sich und krümmte sich und schüttelte seine Flügel und sprang aus dem Brunnen und lief im Trab, bis es in einem großen dichten Wald anlangte. Dort hielt es an, und der Königssohn stieg ab; und es gab ihm fünf seiner Haare, dass er sie aufhebe, und wenn er es bedürfe, so solle er das eine verbrennen, damit das Pferd erscheine.

Er nahm jene Haare, tat sie in seine Börse und ging weiter und wanderte und wanderte drei Tage und Nächte. Da sah er eine große Stadt mit Mauern und ging und trat ein und lief hierhin und dorthin einen Tag lang, ohne gegessen zu haben. Dann gegen Abend trat er in den königlichen Garten ein und ging umher und setzte sich neben den Gärtner, und dieser fragte ihn aus, von wo er wäre und wie er herkäme. Der Königssohn sagte ihm, er sei aus fremdem Lande und seit langem ein armer Schlucker und verwaist.

»Ich hab nichts zu essen und hungere vor Not.

Ich kenne kein Handwerk und bettle um Brot.«

Der Gärtner war ein mitleidiger Mensch und gab dem Knaben einen Bissen Brot und Essen, und er aß und trank und erholte sich.

Darauf gab er ihm eine Hacke, um Furchen zu ziehen und das Unkraut auszujäten. Der Betteljunge macht sich sehr geschickt und flink daran und harkte und jätete. Und der Gärtner sah es und blinzelte den Betteljungen an und sagte zu ihm, er solle bei ihm bleiben, um zu arbeiten. Und er behielt ihn da, und der arbeitete Tag und Nacht und lernte die Gärtnerkunst besser als der Gärtner und machte den Garten so wunderschön, dass die Leute ihn anzuschauen begehrten. Und der König kam herunter mit der Königin und den drei Töchtern, die er hatte, und ihre Schönheit leuchtete wie die Sonne und wie Diamanten. Und sie sahen sich den Garten an und lobten ihn und gaben auch dem Gärtnerjungen ab und zu ein kleines Trinkgeld.

Eines Abends sandte Gott ein Unwetter, einen Regen, einen Wolkenbruch, als wenn die Welt unterginge, mit solch einem Wirbelwind, mit solch einem Sturm, mit solch einem Gekrache: er entwurzelte alle Bäume, alle Sträucher, die Blumen und zerstörte den ganzen Garten, dass die Leute, die es sahen, weinten. Auch der König kam mit seinen Königstöchtern herunter, und sie sahen es und betrübten sich und waren außer sich vor Schmerz. Und der Gärtnerjunge trat vor sie und sagte zu ihnen, sie sollten sich nicht grämen; er sei fähig und imstande, in nur einem Abend den Garten so zu pflegen und herzurichten, dass er ihn wieder herstelle, besser als er gewesen sei. Er nimmt ein Haar, verbrennt es in der Nacht; es kommt das Pferd, geht in den Garten, fängt an und wird in nur einer Nacht fertig und pflegt den Garten und stellt ihn so her, wie er vordem gewesen war, und besser noch. Und frühmorgens, als es hell geworden war, kam der König mit seinen teuren Töchtern und sahen den Garten und bewunderten ihn und waren erfreut und gaben dem Gärtnerjungen Trinkgelder, und jedes Mädchen gab ihm auch je eine Rose, und sein Name wurde rühmlich bekannt in der Stadt.

Lassen wir dies! ­ Als der König zwei seiner Töchter verheiratet hatte und auch die jüngste verheiraten wollte und ihre Heirat betrieb, gehorchte diese durchaus nicht, weil sie verliebt war und sich versprochen hatte mit dem Gärtnerjungen. Und der König sandte Heiratsvermittlerinnen hin, dass sie mit ihr redeten und sein Wille geschehe und sie sich verheirate. Und jene mochte nicht, wollte durchaus nicht. Nach vielen Überredungsversuchen schickte Gott dem Mädchen den Gedanken, dass sie ihr Wort gab, sich zu verheiraten, aber ihr Vater solle eine Versammlung des ganzen Landes in der Umgebung des Serails veranstalten und alle Ankömmlinge der Reihe nach vorübergehen, und wen ihr Auge begehre, auf den werde sie einen Apfel werfen und ihn heiraten. Der König schickte Ausruf er und Herolde aus im ganzen Land, und es kamen alle Leute zusammen, und alle Jünglinge gingen der Reihe nach vor dem Serail vorüber; und unter sie mischte sich auch der Gärtnerbursche, um einen Spaziergang zu machen. Und unsere gute Königstochter stand auf dem Balkon, beobachtete ihn und nimmt den Apfel und wirft ihn auf ihn. Sie bringen die Nachricht dem König; er gab nicht zu, dass jemals in der Welt von dergleichen die Rede sei und geschehe.

Ein Tag kommt ­ ein Tag geht. Das Mädchen ­ ihr Entschluss bleibt ihr Entschluss, wie sie sich's überlegt hat: sie hört auf niemanden. Die Vermittlerinnen schlagen ihr den einen und den anderen Vornehmen vor ­ umsonst und vergebens; sie willigt nicht ein, ihr Jawort einem andern zu geben, sondern sie will den Gärtnerburschen heiraten. Was willst du, was verlangst du? ­Eines Abends geht sie ohne Einwilligung ihres Vaters und nimmt den Gärtnerburschen und begibt sich in die Einsamkeit mit ihm; und sie wanderten Tag für Tag wie Bettler, und der König verwünschte sein Kind und wollte ihren Namen nicht mehr hören.

Nach langer Zeit erkrankte der König an den Augen und konnte Tag und Nacht nicht schlafen vor Schmerzen. Ärzte kommen, Ärzte gehen ­ sie finden keine Heilung für ihn. Man versammelte alle Ärzte und Arzneienkenner des Landes und veranstaltete eine Konferenz, und diese riet zu der Milch der wilden Hirschkuh ­ sie sei das einzige Heilmittel. Man sendet Ausrufer und Schreier aus in der Stadt und in den Dörfern, wer fähig und imstande wäre, eine milchende wilde Hirschkuh zu fangen, sie zu melken und die Milch dem König zu bringen, er würde ihm schenken, was er verlange. Es ziehen viele Vogelfänger und Jäger mit ihren Jagdhunden aus ­ erfolglos kommen sie wieder.

Das hört der Gärtnerbursche, nimmt ein Haar, verbrennt es. Das Pferd kommt; er besteigt es, reitet in den Wald, sucht und sucht ringsum, packt wie der Blitz eine milchende Hirschkuh, fesselt ihre Füße, ladet sie auf das Pferd, entführt sie in seine Hütte, melkt sie, füllt eine Kanne und versiegelt sie. Seine Frau nimmt sie und geht n die Stadt ins Serail ihres Vaters und überreicht die Kanne, mit der Milch der wilden Hirschkuh gefüllt. Man nimmt Sie, wäscht die Augen des Königs mit der Milch: die Schmerzen hören mit einmal auf. Man wäscht sie wieder mit derselben Milch, zwei-, dreimal; seine Augen wurden unaufhörlich gepflegt: der Schmerz ließ nach, er bekam sein Augenlicht ­ Preis Dir, Gott! ­ der König wurde kerngesund. Er ruft seine Tochter zu sich, er schenkt ihr ein Haus in der Stadt mit allem Zubehör, damit sie komme und sich mit ihrem Mann dort niederlasse, von dem sie ihm sagte, dass er die Milch gebracht habe, und mit ihren Kindern, welche sie erzeugt hatten, drei Köpfen. Und er schenkt ihr auch einiges Geld für den Notfall. Und sie geht und verständigte sich mit ihrem Mann, und sie kamen und ließen sich n dem geschenkten Haus nieder. Und zuweilen ging sie in den Palast ihres Vaters, und er gab ihr allerlei und half ihr aus.

Inzwischen kam eine Zeit, wo ihr Vater, der König, Krieg führte mit einem andern König. Und sie kämpften jeden Tag und schlugen furchtbare Schlachten, und die Truppen wurden bald auf der einen, bald auf der andern Seite geschlagen und getötet; die Sache ging hin und her. Die Heere fielen in die Ortschaften unseres Königs ein und nahmen viele Ortschaften ein, und alle Leute gerieten in Bewegung; und sie hatten große Drangsale und Schwierigkeiten, wie sie es anstellen und einrichten sollten, dass sie nicht auch die Stadt bedrängten und angriffen. Zu dieser Zeit ­ als Gott nach der Nacht Tag werden ließ und alle Truppen sich auf dem Felde außerhalb der Stadt versammelten und den Kampf begannen ­ da nimmt unser guter Gärtnerbursche ein Haar, verbrennt es: das Pferd erscheint. Er verkleidet und bewaffnet sich, setzt sich zu Pferde, reitet in die Schlacht, fährt wie der Blitz hinein, schlug auf der einen Seite nieder und mähte auf der anderen. Und das Schlachtfeld bedeckte sich mit Leichen von den Truppen des tapferen Feindes, und sie gerieten in Furcht und zogen sich in ihr Land zurück.

Inzwischen schickten die beiden Könige Unterhändler, um Waffenstillstand zu schließen und nicht alle Truppen zu verlieren, und zu vereinbaren, der eine König solle einen Mann stellen und der andere einen, dazu auserlesen, miteinander zu kämpfen; und wer den andern töte, dessen König solle den Sieg davontragen. Unser König versammelte alle Ratgeber und alle Großen, und alle waren einig darin, ihre Stimme jenem Mann zu geben, der auf das Schlachtfeld kam und die große Niederlage anrichtete und die Truppen des Feindes zurückdrängte. Und sie riefen den Gärtnerburschen, der mit den Offizieren die ganze Nacht zusammen gewesen war und gegessen und getrunken hatte, ohne dass jemand ihn erkannte. Und man stellt ihn dem König vor; der gibt ihm sein Schwert, und er zieht aus und begibt sich auf das Schlachtfeld.

Und es kommt auch der andere Mann des andern Königs. Und sie beginnen jenen Kampf, von dem wir gesprochen haben, und stürzten wie Hähne los und kämpften wie Löwen mit den Schwertern, die wie der Blitz hin und her fuhren. Und alle Leute hielten den Atem an und schauten nur, wer den andern töten und den Sieg erringen würde. Mittlerweile führte unser Freund, der Gärtnerbursche,:: seine Sache immer besser und tötete nach Gottes Ratschluss den andern. Und er nahm sein Schwert und legte es dem König zu Füßen; so rettete er die Stadt und den König, der alle Güter und Habe des andern Königs nahm. Und alles Volk jubelte unter großen Freuden und Dankesbezeugungen. Und man stellte ihn dem König vor und fragte ihn, von welcher Herkunft er sei. Er erzählte alles Vorgefallene. Und es zeigte sich, dass er ein Königssohn war, dass der Drache ihn in den Brunnen mitgenommen hatte und aus seinen Klauen ihn jener Mann mit dem riesenhaften geflügelten Pferd rettete, von welchem er ihm fünf Haare gab, damit er eines verbrenne, wenn es nötig sei, dass das Pferd erscheine, um zu tun, was es in dem Garten tat, den es allein in Ordnung brachte, ferner bei der Milch der wilden Hirschkuh, die er brachte, um den König zu heilen, und in der Schlacht auf dem Felde, wo er die Heerscharen des feindlichen Königs vernichtete. Da wurden der König und seine Ratgeber einig, ihn zum König zu machen im Serail, und sie setzten ihm die Krone auf und gürteten ihm das Schwert um. Und er führte mit seiner Königin und seinem Schwiegervater, dem König, ein vergnügtes Leben, und alles Volk war mit ihm vergnügt.


Dieses Märchen wurde mir von Dieter [ chax@wtal.de ] zur Verfügung gestellt.