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Der Prozess um die Eier


Es war einmal ein König, der hatte eine Reise zu machen, und seine Frau war gerade schwanger, und er sagt zu ihr- »Königin, ich will eine Reise machen, und wenn du ein Mädchen gebierst, so werde ich dich köpfen lassen, und wenn einen Knaben, so wirst du Königin sein in meinem Reich.« Nach einer Weile, als der König abgereist war, gebar die Königin ein Mädchen. Die Königin geriet in Angst und überlegte, was sie tun solle. Zufällig hatte nahe beim Schloss eine arme Frau einen Knaben geboren; und die Königin berief heimlich diese Frau zu sich und sagte zu ihr: »Gib mir deinen Knaben und nimm das Mädchen; so will ich für deinen Unterhalt sorgen bis an dein Lebensende, denn wenn der König käme und das Mädchen sähe, würde er mich köpfen.« Die arme Frau nahm es an, und sie vertauschten ihre Kinder. - In dieser Zeit richtete der König allein und nicht die Richter. Aber lassen wir jetzt den König und die Königin.

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In diesen Tagen wollte ein Kaufmann sich auf die Reise begeben und rief eine alte Frau zu sich und sagte zu ihr: »Geh und hol mir vierzig Eier, koche und bringe sie mir; ich werde dir bezahlen, soviel sie kosten.« Sie brachte ihm die Eier richtig gekocht und übergab sie ihm. Das Dampfboot war segelfertig zu der Stunde, wo sie sie ihm gab, und er sagte zu ihr: »Ich habe keine Zeit mehr, dich zu bezahlen. Erst wenn ich von der Reise zurückkomme!« Der Kaufmann fuhr also ab, ohne der Alten die Eier bezahlt zu haben, und blieb drei Jahre fort. Nach drei Jahren kehrte er wieder zurück, und die Alte kam und verlangte von ihm die Bezahlung der Eier. Er sagt zu ihr. ,>Wie viel kosten die Eier?« Und sie antwortet: »Berechne, wie viel Hühner die vierzig Eier in den drei Jahren erzeugt hätten, wenn ich sie Bruthennen untergelegt hätte.« Der Kaufmann sagt zu ihr: »Was redest du da? Für vierzig Eier will ich dir vierzig Dekara geben.« »Nein, ich nehme die vierzig Dekara nicht, sondern berechne, wie viel junge die vierzig Eier erzeugt hätten, und wie viel Eier die vierzig jungen, und wie viel junge die wieder. « Da schalt der Kaufmann die Alte und sagte: »Mach, dass du fortkommst, ich gebe dir keine Pendara mehr; geh 1 « Da sah sich die Alte genötigt, zum König zu gehen, damit er ihr Recht spreche. Sie gab dem König Bericht über die Sache: »Der Kaufmann hat sich von mir vierzig Eier geben lassen, ist auf die Reise gegangen und hat sie mir nicht bezahlt; heut sind es drei Jahre, und ich bin zu ihm gegangen und habe mein Geld von ihm verlangt; er aber hat mich gescholten und weggejagt. Und nun will ich, mein König, dass du meine Sache gerecht entscheidest. Die vierzig Eier in drei Jahren, welche Einnahme hätten sie gebracht?« Als sie dem König diese Frage vorgelegt hatte, dass er berechnen solle, wie viel junge die vierzig Eier erzeugt hätten und wie viel junge und Eier die vierzig jungen wieder erzeugt hätten, da stellte er sich hin und überlegte, aber er fand kein Mittel, die Streitfrage der Alten mit dem Kaufmann zu lösen. Da sagte der König zu ihnen: »Gehet hin in Frieden, ich will nachdenken, um euren Prozess zu entscheiden. « Sie gingen weg und an ihre Arbeit, die Alte samt dem Kaufmann. Der König dachte nach, aber er konnte die Rechnung nicht aufstellen, und es vergingen drei, vier Jahre.

Kehren wir jetzt zu den Kindern zurück, welche mehr als zehn Jahre alt waren, von der Königin und der armen Frau, die sie vertauscht hatten. Das Kind der armen Frau hatte Zutrauen zu der Königin und ging in den königlichen Garten, und der Königssohn unterhielt sich mit dem Kind der armen Frau. Der König hatte oftmals von der Rechnung der Alten gesprochen, und auch die Kinder wussten davon. Eines Tages saßen die beiden Kinder in dem königlichen Garten und sagten, wir wollen den Prozess der Alten entscheiden, den der König nicht entscheiden kann. Sie sagten also, der eine von ihnen solle König werden und der andere die alte Frau. Der König war am Fenster und hörte die Kinder, die den Prozess der Alten entscheiden wollten, und er blieb neugierig stehen, um das Ende zu erfahren. Da sagt der Knabe: »Ich will König sein, um den Prozess zu entscheiden, und du bist die Alte, die die Bezahlung der vierzig Eier verlangt.« Das Mädchen nahm dies nicht an, dass der Knabe König sein solle, sondern sagte: »Nein, ich will König sein. « Da das Mädchen von königlicher Abkunft war und der Knabe von der armen Frau abstammte - o Wunder -, so ging der Knabe darauf ein, dass das Mädchen König sei und er selbst die Alte. Das Mädchen sagt zu dem Knaben, der die Alte gab: »Wie viel Eier hast du dem Kaufmann gegeben?« Er antwortete: »Vierzig, und drei Jahre sind vergangen, ohne dass er sie mir bezahlt hat. Als er nach drei Jahren zurückgekehrt ist, wollte er mich bezahlen und mir vierzig Dekara geben, aber ich nahm sie nicht an. « Das Mädchen sagt zu dem Knaben: »Wie viel verlangst du für die Eier?« - »Es waren vierzig Eier; sie hätten vierzig junge erzeugt und diese vierzig jungen hätten wieder andere Eier und andere junge erzeugt. « Da fragt das Mädchen den Knaben: » In welcher Weise hat der Kaufmann von dir die Eier verlangt?« Sagt der Knabe: »Der Kaufmann sagte mir, ich solle ihm vierzig Eier holen, sie ihm kochen und ihm auf s Schiff bringen, dass er sie mir bezahle.« Da sagt das Mädchen zu ihm: »Du hast sie ihm also gekocht gebracht? Ei, also! Erzeugen gekochte Eier andere Vögel und Eier?« Er antwortet: »Nein!« - »Also hast du nicht Recht, mehr als vierzig Dekara für die Eier zu verlangen.«

Der König hörte die Entscheidung der Kinder, war erstaunt und sagte: »Zwei Kinder haben den Prozess der Alten geschlichtet, und ich konnte ihn nicht in drei, vier Jahren schlichten!« Und er ruft die Alte und den Kaufmann zu sich und sagt zu der Alten: »Lass mich wissen, was du dem Kaufmann gegeben hast.« - »Mein König, vierzig Eier, und er hat sie mir nicht bezahlt. « Da sagt er zu ihr: » Gabst du ihm die Eier gekocht oder ungekocht?« - »Nein, gekocht, mein König, gab ich sie ihm.« - »Also! Kann eine gekochte Sache zeugen?« Die Alte antwortet: »Nein, mein König.« - »Also! Du hast nicht Recht, mehr als vierzig Dekara mit ihren Zinsen zu bekommen." Zum Kaufmann sagt er: »Bezahle sie!« Der Kaufmann entgegnet: »Wie viel Zinsen vierzig Dekara in den drei Jahren machen, habe ich nicht Lust zu berechnen. Sie mag hundertfünfzig Piaster nehmen und zum Kuckuck gehen. « Die Alte nahm die hundertfünfzig Piaster und ging. Sagt der Kaufmann: »Gott sei Dank, dass ich diese Geschichte los bin!« und ging weg.

Gott ist gerecht- um die Königin zu retten, dass der König sie nicht köpfen lasse, wenn er später erführe, dass sie ein Mädchen geboren und es mit dem jungen der armen Frau vertauscht habe, gab er den Kindern Erleuchtung, das Problem der Alten zu lösen. Denn die Königin sündigte nicht, da Gott in ihrem Leib ein weibliches Kind schuf und nicht ein männliches; denn das weibliche Kind war von Gott geschaffen, er wollte, dass sie ein weibliches gebäre.

Eines Tages rief der König die Königin und sagt zur ihr: »Sage mir die Wahrheit: was für ein Kind hast du geboren? Du bist frei, fürchte dich nicht, du bist Königin meines ganzen Reiches. Nur sage mir die volle Wahrheit!« - »Mein König, weil du mir gesagt hattest, dass, wenn ich ein weibliches Kind gebären würde, du mich köpfen ließest, fürchtete ich mich, als ich ein solches geboren hatte, das doch von Gott so geschaffen war, und rief die Arme in unserer Nachbarschaft, und wir machten einen Tausch. Der junge gehört ihr, der Nachbarin, und das Mädchen ist meines.« - »Ich danke dir, meine Königin, dass du mich vor einer großen Sünde bewahrtest, dich köpfen zu lassen. Du sollst auf meinem Thron sitzen, dass wir zusammen regieren, weil Gott es so gewollt hat, dass es so kam. Rufe die arme Frau in den Palast!« Sie rief sie in den Palast, und der König fragte sie: »Wie habt ihr das, du und die Königin, gemacht und eure Kinder vertauscht?« - »Die Königin rief mich, mein König, und sagte zu mir, ich solle ihr mein männliches Kind geben und sie mir ihr weibliches Kind, und sie gab mir auch Geld.« Da nahm der König sein Mädchen und die arme Frau ihren Knaben.

Die Arme sagte zu ihrem Kind: »Wohlan, mein Sohn, lass uns in unser Haus gehen!« Das Kind jammerte und weinte, und der König sagte daher zu ihm: »Geh nur getrost, mein Kind, ich werde dir viel Geld geben, dass du ein großer und reicher Kaufmann wirst und nicht Not leidest.« Der König gab Befehl, der armen Frau täglich den nötigen Unterhalt zu gewähren. So ging denn die arme Frau mit ihrem Kind nach Hause. Die Königin aber sprach: »Ich preise Dich, mein Gott, der Du gerecht bist und gerecht richtest."


Dieses Märchen wurde mir von Dieter [chax@wtal.de] zur Verfügung gestellt.